Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2008-2009 - Acta Ethnologica Danubiana 10-11. (Dunaszerdahely-Komárno, 2009)
Tanulmányok - Spieker, Ira: "A kuli olcsónés jól dolgozik…" Idénymunkások 1900 körül Közép-Európában a gazdasági kalkulációk és a szociális rágalmak kereszttüzében (Összefoglalás)
den portugiesischen Stützpunkt Macao. Diese Praxis wies durchaus strukturelle Übereinstimmungen mit der Sklaverei auf — zumal etliche Arbeiter gegen ihren ausdrücklichen Willen verschifft wurden. Im Jahr 1873 musste die portugiesische Regierung den Kulihandel auf Druck der britischen und chinesischen Regierung schließlich einstellen. „Kulis“ arbeiteten vor allem auf Baumwoll- und Zuckerplantagen, vor allem in Süd- und Mittelamerika; zudem wurden sie dort für den Eisenbahnbau eingesetzt (vgl. Blum 2001). Die katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen der chinesischen Arbeiter waren nicht nur menschenunwürdig, sondern gefährdeten Leib und Leben, sodass die Sterblichkeitsrate unter ihnen ausgesprochen hoch war. In den 1870er-Jahren wurden erste Verträge zwischen China und lateinamerikanischen Staaten geschlossen, die den Arbeitskräften bessere Bedingungen zusicherten. Arbeitsmigration und „Leutenot“ Auf die (vermeintlichen) Erfahrungen der überseeischen Staaten mit den asiatischen Arbeitern beriefen sich nun die Beamten der deutschen Staaten sowie der k.u.k. Monarchie, wenn sie für oder wider den Einsatz von „Kulis“ argumentierten. Notwendig war die Beschäftigung von zusätzlichen Arbeitskräften, das stand - zumindest für potenzielle Arbeitgeber - außer Frage. Der eklatante Arbeitskräftemangel in Industrie und Landwirtschaft erforderte Phantasie und innovative Konzepte, um die Produktivität dieser Erwerbszweige weiterhin zu gewährleisten. „Landflucht“ und „Leutenot“ bildeten seit den 1850er Jahren prägende Schlagwörter im öffentlichen Diskurs. Dabei bezeichnete die so genamite „Leutenot“ nicht etwa die wirtschaftlichen oder sozialen Bedingungen, mit denen sich Arbeitende in der Landwirtschaft konfrontiert sahen. Ganz im Gegenteil spiegelte diese Bezeichnung die Mangelsituation der Arbeitgeber wider: Insbesondere in mittel- und großbäuerlichen Betrieben fehlten Arbeitskräfte in erheblichem Ausmaß. Bessere Verdienstmöglichkeiten in industriellen Betrieben sowie weniger reglementierte Lebensumstände (erinnert sei nur an die Bedingungen des Gesindedienstes) ließen diese Alternative deutlich attraktiver erscheinen. Zudem wurden hier ganzjährig Beschäftigungsmöglichkeiten geboten. Auch die Intensivierung von Anbaumethoden in der Landwirtschaft sorgte für einen erhöhten Arbeitskräftebedarf auf dem agrarischen Sektor. Allerdings waren die Bedingungen, zumal in den Staaten des Deutschen Reiches, alles anderes als optimal, sodass es sich durchaus als schwierig erwies, Arbeitskräfte für die Dauer einer Saison anzuwerben. Schon die einheimischen Arbeiterfamilien, für die vergleichsweise bessere Konditionen galten, litten unter katastrophalen Verhältnissen. Abgesehen von der geringen Entlohnung waren auch die Arbeits- und Lebensbedingungen alles andere als erstrebenswert, wie ein Artikel im „Volkswillen“ vom 27. Oktober 1901 verdeutlicht: „Wenn man ferner bedenkt, daß die Kolonialwaaren auf dem Lande bedeutend theurer sind, wie in den Städten, so ist das Bild des Elends vollständig. Von einem behaglichen Familienleben ist natürlich keine Spur. Männer und Frauen sind abgearbeitet und ermattet, wenn sie in ihre elenden Wohnungen kommen, die Kinder schmutzig und nur mit den nothdiirftigsten Kleidungsstücken versehen, das Mobiliar in den Wohnungen ärmlich, und das bischen freie Zeit, was sich noch ergattern läßt, muß ausgenutzt werden, um das gepachtete Stückchen Land, das die Kartoffeln und die nothwendigsten Früchte für die Familie liefern soll, im Stande zu erhalten. So vegetieren diese Leute dahin.“ (zit. nach Baalmann 2006, 202) 113