Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2002 - Acta Ethnologica Danubiana 4. (Dunaszerdahely-Komárno, 2002)
A kisemlékkutatók 15. nemzetközi tanácskozásának előadásaiból - L. Juhász Ilona: A sírjeltől a nemzeti szimbólumig. Emlékoszlopok és kopjafák, mint a nemzeti identitás kifejezői
Einzigartig ist die Gedenksäule in Királyrév, auf der außer verschiedenen ungarischen Symbolen auch das slowakische Staatswappen eingeschnitzt ist. Säulen wurden in der Regel im Zentrum der Gemeinden, etwa auf Friedhöfen, aufgestellt; jedoch gibt es Beispiele auch dafür, daß sie neben der Kirche oder dem Kulturhaus oder aber im Hofe des Gebäudes (wo die Veranstaltung stattfand) aufgestellt wurden. Die Gedenksäule, die man beim ersten Kultzurtreffen in Bad Somodi anefertigt hat, steht im Haus des 1970 verstorbenen ungarisch-slowakischen Schriftstellers Zoltán Fábry, und dieses befindet sich mehrere Kilometer von Bad Somodi entfernt. Das hatte zwei Gründe: erstens die Verehrung gegenüber dem Schriftsteller (in jenem Jahre wurde des 10. Jubiläums seines Todes gedacht); zweitens gab es einen praktischen Grund: der Schauplatz des Kulturtreffens liegt von bewohntem Gebieten entfernt; die Organisatoren hatten nämlich Angst davor, die Säule könnte gestohlen bzw. von Wandalen beschädigt werden. Es bleibt noch zu erwähnen, daß die (zu diesen Kulturtreffen angefertigten) Gedenksäulen später in den von Ungarn bewohnten Gemeinden ihren Platz gefunden haben (z.B. auf dem Hofe des Verwaltungsgebäudes in Somodi). Nach der Wende hielten bei den meisten Veranstaltungen (verbunden mit Speerholz- Aufstellen) führende Politiker oder Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens die Festrede. Immer öfter wurden die Säulen von Vertretern der Kirche eingesegnet. Programmpunkte dieser Feier waren oft Rezitationen, Lieder oder andere Kulturbeiträge. Sogar Kränze wurden niederlegt, oft mit einem ungarischem Trikoloreband und Blumen geschmückt. Nicht selten bleiben das ganze Jahr hindurch diese Kränze an den Säulen hängen. Die Ergebnisse meiner Forschungsarbeit können in folgenden Punkten zusammenfassen werden. Einem ursprünglich auf den protestantischen Friedhöfen vorkommenden Grabzeichen (auch als Speerholz bezeichnet) wurde eine mythische, urungarische Vergangenheit zugeschrieben. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch vermutlich um ein jüngeres, erst nach der Reformation auftauchendes Phänomen. Stufenweise wird diese Form als ein ungarisches Nationalsymbol wahrgenommen. Das Speerholz bekam also eine neue Funktion: nicht (genauer gesagt: nicht nur) als Grabzeichen, sondern auch als eine Gedenksäule, als ein Nationalsymbol. Obwohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Südslowakei dieses Grabzeichen nur vereinzelt bekannt war, sind Speerhölzer in den letzten 30 Jahren zu einem der wichtigsten Ausdrucksmittel der nationalen Identität im Kreise der Ungarn in der Slowakei geworden. Als in der Zeit der Mečiar-Regierung die staatliche Verwaltung einige Speerhölzer bzw. aus mehreren Speerhölzern bestehende Denkmäler niederreißen ließ, rief dies den heftigen Protest der ungarischen Bevölkerung hervor. Vereinzelt hat man sogar während der Nächte Wachen aufgestellt, damit die Säulen nicht vernichtet werden konnten. In der Kleinstadt Zseliz haben unbekannte Täter das dortige Speerholz angezündet, was von den Ungarn als eine Provokation gegen sie verstanden wurde; deswegen ließen sie eine offizielle Stellungnahme veröffentlichen. In jener Zeit (1996-1998) war die ungarische Presse in der Slowakei voll von solchen Informationen und Stellungnahmen. Im Forschungszentrum für Europäische Ethnologie des Instituts für Sozialwissenschaften FORUM haben wir neulich ein “Archiv für Nationalsymbole“ begründet. Ein Teil davon ist die Dokumentation von Gedenksäulen-Speerhölzern, deren Grundlage eigene früher (vor der Gründung des Forschungszentrums für Europäische Ethnologie gesammelte), bzw. von József Liszka zusammengetragene Materialien bilden. Wir haben vor, in der nahen Zukunft alle Kleindenkmäler solcher Art zu dokumentieren, einschließlich Berichten und Zeitungsartikeln. Da es um eine relativ neue Erscheinung geht, war es uns möglich, ihrer Entstehung von den Anfängen an und ihrer weiteren Entwicklung zu folgen. (Übersetzt von Zsuzsanna Sáfi) 71