Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)
1. Tanulmányok - Voigt Vilmos: A nyelvsziget jelentése és jelentősége
Das Begriffssystem von Jungbauer beachtet nur den Fall, wenn aus der Feme “Siedler” irgendwo ankommen. Natürlich kamen heutzutage alle von irgendwoher zum Ort, wo sie jetzt leben. Aber z.B. die ungarische “Sprachinsel” Visk in Máramaros (Karpatoukraine) oder die Ungarn von Syrmien/Slawonien oder in Kórógy (Südbranau) leben/lebten zum Beispiel schon so lange dort, daß bei ihnen das Altgut ihre ganze eigene Kultur darstellt. Es gibt bei ihnen gewissermaßen überhaupt kein Neugut, da dies auch ihre ganze eigene Kultur ist, die eben ständig modernisiert wird. Sie können nichts anderes tun, denn ihre Lebensweise wird immer moderner. Welche pittoreske Formen dies mit sich bringen kann, können wir uns leicht vorstellen. So war ich zum Beispiel (so viel ich weiß nur einmal) dort auf ethnographischer Feldforschung - mit der Straßenbahn. Die ungarische Sprachinsel in Slawonien, genauer Rétfalu, erreichte man mit der Straßenbahn aus Esseg/Eszék (wenn ich mich richtig erinnere war es die 3. Straßenbahn-Linie). Ein wichtiger Umstand ist hier: diese Straßenbahn war auch für die Bewohner von Rétfalu ein gewohntes Verkehrsmittel (Neugut - damit ich auch den Fachbegriff verrate). Wenn man den Begriff der „Sprachinsel“ ernst nimmt und diesen für einen Begriff hält, den man in verschiedenen kulturellen Umgebungen verwenden kann, dann kann die Übernahme {Lehngut) noch differenzierter sein. Dies bezieht sich auf die von der ökologischen Umgebung bestimmte Lebensweise. Dann ist es nicht einmal nötig, daß die Übernahme aus einer anderen „Volkskultur“ erfolgt, es reicht, wenn zum Beispiel in Südwest-Ontario, auf dem Gebiet des sog. Tobacco Belt die Lebensumstände anders sind als in der Urheimat der hierzu an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert angesiedelten ungarischen Immigranten. Dies kann sich auch auf die sich verändernden gesellschaftlichen Umstände beziehen, wenn sich zum Beispiel die ungarischen auswandernden Kleinbauern auf einmal in den streikfähigen pennsylvanischen Gruben oder von den Gewerkschaften boykottierten pittsburghischen Fabriken befanden. Hier ist beinahe alles Lehngut für die Ungarn, wie es auch von ihrer Sprache widergespiegelt wird, bis zu dem Punkt, wo diese dann verschwindet. Die “Sprachinsel” bleibt manchmal in einer völlig anderen Kommunikationsumgebung erhalten, wie im Falle der Ungarn in Amerika, wo die Sonntagsschule und die ungarischsprachigen sozialdemokratischen Zeitungen die Schutzdämme der Sprach-“lnsei” bilden — eine zu Hause unvorstellbare Folgeerscheinung.IS 16 Die traditionelle deutsche Volkskunde ordnete auch die Tatsachen der “interethnischen” Beziehungen hierher ein. Was die Ebene der Materialiensammlung und Vermittlung betrifft, war dies im allgemeinen korrekt. Nur war die Anschauungsweise einseitig, und spiegelte die Auffassung des Kolonisten wider, die imstande ist, auch die Werte der Eingeborenen zu bemerken und sofort zu verwerten. Glücklicherweise wurde dies auch schon von Fachleuten korrigiert. Im obenzitierten Aufsatz von Weber-Kellermann wird darauf hingewiesen, wie begeistert die deutschen “Ansiedler“ in der Tolnau die “ungarischen“ Züge ihrer neuen Heimat lobten. Das “schöne Ungarland“ gefiel ihnen auch, da die Zigeuner hier Geige und Zimbel spielten und die Ungarn ihre Nationallieder sangen. Dies alles ist im deutschen Original noch schöner: wo der Zigan geigt, und das Zimbal klingt, dort, wo der Magyarember seinen szózat singt.I<’ 15 Unter den vielen zitierbaren Arbeiten siehe z.B. Dégh 1975, Nagy 1978-1979. (im allgemeinen mit Angabe der gedruckten Quellen.) 16 Weber-Kellermann 1978, 131 217