K. k. katholischen ober-gymnasiums, Schemnitz, 1859

10 ben der platonischen Philosophien von den Italienern verlassen wurde. Die Hauptphysiker dieser Zeit waren: Cardinal Bessarion, Marsilius Ficinus, Picus Mirandulanus. Was die Chymie anbelangt, die wurde so vernachlässigt, dass die Kennlniss der Metalle und der Werth derselben nur nach ihren äusseren Eigenschaften bestimmt wurde. Fast sämmtliche Schriften der dies'zeiligen Chymiker handeln von den ins Elold verwandelnden Metallen. Pie Alchymie hat man öffentlich gelehrt. ^Teuere %eit. I. Zeitraum. Vom Jahre Christi 1492—1648. ln dieser Periode nahmen die Künste und Wissenschaften bedeutend zu; ihre Conner und Fretinde vermehrten sich ungemein, bei deren Mitwirkung und Freigebigkeit die Schulen gegründet, Bibliotheken ge* sammelt, gelehrte Gesellschaften gestiftet und somit die Cultur der Geistesfähigkeiten befördert wurde. Nicht wenig trugen die gelehrten Typographen zur Beförderung der Wissenschaften bei. Pie Geographie gewann viel durch die Fortschritte in der Mathematik und durch die von gebilde­teren Männern in entfernte Länder unternommenen Reisen. Nach verbesserter Schiffsbaukunst wurden nicht nur neue Länder entdeckt, sondern auch die Lagen, Grenzen und Beschaffenheiten der alten genauer be­stimmt. Ferdinand Magalhens, Franz Drake und mehrere andere hatten die Erde umgesegelt und so den Zweifel über die Kugelgestalt der Erde aufgehoben. — Die geographischen Karten waren bis zur Zeit des Ger hard us Mercator (t 1594) unvollkommen; dieser gab nach Ptolemaeus Lehre vollkommenere heraus, In der Chronologie machte Papst Gregor der MIL grosse Veränderung, der 1582 das Julianische Jahr verbesserte. Bezüglich der Real Wissenschaften in dieser Epoche, werden viele Namen der Erfinder noch heut zu Tage mit gebührender Achtung erwähnt. — Galiläi, Descartes und Gassendi glänzen als Hauptlehrer ihrer Zeit, und halten noch schneller die Realwissenschaften in Aufschwung gebracht, wenn nicht Aberglau­be, Fanatismus, mystischer Unsinn und scholastische Pedanterie gegen dieselben von allen Seilen gekriegt hätten. Durch tief gewurzelte Vorurtheile gefesselt konnte das Genie jener grossen Männer seine eingebo­rene Kraft nicht entfalten. Die Geisterbannung, die Furcht vor Zauberei herrschten noch immer mit solcher Gewalt, dass es ein Wagstück war über solche Dinge vernünftig zu sprechen. Daher auch die Thorheiten der Alchymie und Astrologie. Theophrastus Paracelsus war der Abgott einer weit herrschenden Schule, weil man dem unverschämt prahlenden neben der Kunst Gold zu machen, noch die kostbarere, eine Lebens­tinktur zu bereiten, zumulhete. Nicolaus Kopernikus ein Thorunnienser, und Galilaeus Galiläi aus Pisa verkündeten umsonst die durch ihren Seherblick erschauten Gesetze des Weltsystems: Verachtung, ja Ver­folgung war ihr Lohn, während verschmitzte oder wahnsinnige Sterndeuter von den Grossen begünstigt und von dem Volke verehrt wurden. Daher war es möglich, dass 50 Jahre, nachdem Kopernikus die gleich wahre, als einleuchtende Lehre veröffentlicht halte, der durch scharfe Beobachtungen sonst ausgezeichnete Tycho de Brache ein Scaner durch Wiederaufstellung eines falschen Systems den menschlichen Geist und die Wissenschaft zu einem der merkwürdigsten Rückschritte bewegen konnte. Der grosse Kepler aber und der unsterbliche Galiläi — beide jetzt mit Fernrohren nach den Gestirnen blickend bekräftigten durch un- widersprechlichste Beweise die vom Kopernikus mit elenden Werkzeugen erspähte Wahrheit; der erste be­wies, die Bahnen der Planeten seien elliptisch; er lehrte zugleich die Sonnenfinsternisse zu berechnen; der zweite halte durch sein Telescop die Sonnenflecken, die Unebenheiten des Mondes, Nebelsterne, Phasen der Venus und andere Erscheinungen am Himmel wahrgenommen. ln der Physik beseitigte man die Spitzfindigkeiten des Aristoteles Und verband die Versuche mit Nachforschung der Ursachen. 1576 wurde zu London die erste Messung der magnetischen Neugung ("Inclination) vorgenommen. Zwischen den Jahren 1600 und 1700 entdeckten die Physiker in Folge ihrer Untersuchungen das Theorem vom Parallelogramm der Kräfte, welches zuerst für die unter einem rechten, später aber für ulle unter welchem immer Winkel zusammenslossenden Kräfte erwiesen wurde.

Next

/
Oldalképek
Tartalom