Thomas Fremperger: Historia Translationis Tunicae Jesu Christi (Budapest - Sárospatak, 2007)

Die Geschichte der Überführung der Tunika Jesu Christi

In der zeitgenössischen Aktualität der Legende durfte auch der Umstand ein wichtige Rolle gespielt haben, dass das zuEhrendes Altarsakraments angeordnetes Fest, der Fronleichnam, zuerst im Jahr 1247 in Lüttich unter dem Eindruck der Vision der Augustiner Nonne Heiligen Juliana von Lüttich gefeiert wurde. Für die ganze Kirche ordnete es Papst Urban IV. im Jahr 1264 verbindlich als Festtag an. In seinem Auftrag schrieb Thomas von Aquin die dem Fest angepassten liturgischen Texte und die Sequenz der heiligen Messe, die Hymne mit dem Titel „Lauda Sion Salvatorem[LobeZion denErlöser]“. DerZeitpunkt derEntstehung der Legende, also die Jahre nach dem Mongolensturm in Ungam fallen somit mit der Anordnung der neuen liturgischen Festes zusammen. Zu den dokumentarisch belegbaren Ereignissen gehört die auf die alle sieben Jahre stattfindenden Kölner Wallfahrt der Ungarn verweisende Angabe, die mit Fremperger übereinstimmend den Juni 1412 erwähnt. Auf ein Blatt des Nekrologiums des St. Gereonstiftes notierte eine Hand des 18. Jahrhunderts denauf die Wallfahrt derUngam vom 30. Juni des Jahres 1412 bezogenen Hinweis.17 Die Legende verbreitete sich schnell im deutschsprachigen Gebiet, ein Beweis dafür ist unter anderem auch, dass aus der Zeit nach dervom 1474 datiertenlateinischenZusammenfassungJedochnochaus dem 15. Jahrhundert zwei von der gleichen Hand geschriebene völlig übereinstimmende deutschsprachige Varianten von ihr im Kölner Stadtarchiv als Pergamenthandschriften erhalten blieben.18 Eine Besonderheit dieses Werkes ist. dass auf das Exemplar„B“ der deutschen Übersetzung eine Hand aus dem 16. Jahrhundert neben das auf Ungarn verweisende Wort im Textanfang an die Marge ergänzend hinschrieb: „In der statt Myschegraid [sic] genannt“, was zweifelsohne Visegrád bedeutet. Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass die Gemahlin von Béla IV, Maria Laskaris nach dem Mongolensturm von ihren als Mitgift erhaltenen Juwelen eine starke Festung in Visegrád eibauen ließ, zum Teil auch in der Absicht, dass im Fall einer neuen Gefahr die Schwestern aus dem Kloster auf der Donauinsel, also auch ihre Tochter, auf der Burg Zuflucht finden könnten. Der Ursprung der Legende könnte also mit Visegrád in Verbindung gebracht werden. Die zeitgenössischen Autoren allerdings schweigen sich über diese Legende aus, wenngleich inmanchenBibliothekennochQuellenverborgenseinkönnten. In der Handschriftensammlung der Széchényi Nationalbibliothek wird " Korthz.W.S. 58.Anm.4. 18 Ihren Wortlaut zitiert Korth z.W„ S. 66-69.

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