Die frage der Ungarn-Flüchtlinge von 1956 in Iserlohn. Quellensammlunk - A Szabolcs-Szatmár-Bereg Megyei Levéltár Kiadványai II. Közlemények 35. (Nyíregyháza, 2006)

Götz Bettge: „Iserlohn will Ungarn-Flüchtlingen helfen"

Plätze hänge aber davon ab, dass die Regierung die Stadt Iserlohn von der Übernahme des 5. Aufnahmekontingentes an Sowjetzonenflüchtlinge ent­binde. " 9 Ob überhaupt in diesem Zusammenhang ungarische Flüchtlinge aufgenommen wurden, lässt sich wie oben bereits erwähnt, nicht feststellen. Vermutlich wurden Flüchtlinge nur für eine kurze Zeit in der Stadt aufge­nommen - die Iserlohner Tageszeitungen hätten sicherlich sonst darüber be­richtet. Der Stadtrat beschloss auch im Rahmen der geplanten Hilfsmaß­nahmen eine finanzielle Unterstützung als Spende in Höhe von 1000 DM an das Rote Kreuz. Aber auch aus der Bürgerschaft kam aufgrund der Presseaufrufe zahlreiche Unterstützung: Eine Haus- und Straßensammlung der Schüler der Ober- und Realschulen erbrachte 3500 DM, ferner wurden Kleidungsstücke und Naturalien abgegeben. 10 In der Sitzung des Stadtrats vom 4. Dezember stellte die SPD-Fraktion den Antrag, den Betrag für die Ungarnhilfe auf 2000 DM zu verdoppeln und gleichzeitig für die Ägyptenhilfe 1000 DM zur Verfügung zu stellen. In der nun folgenden Debatte wurde mit deutlichen Worten Stellung bezogen. Der heutige Leser dieses Sitzungsprotokolls kann den Eindruck gewinnen, nicht an einer Sitzung des Stadtrats sondern an der Sitzung des Auswärtigen Auss­chusses des Bundestages teilgenommen zu haben. Die fast einstündige und sehr erregt geführte Diskussion entzündete sich vor allem an der Frage, ob die Stadt Iserlohn zu einer Spendenaktion für in Not geratene Ägypter auf­rufen solle und damit gleichzeitig auch eine Verurteilung des Vorgehens zweier europäischer Staaten im Nahem Osten erfolgt. Im Verlauf der Diskus­sion wertete das Ratsmitglied Römer (CDU) den Vorschlag der SPD-Frak­tion als „Verbeugung vor Moskau". Unter der Überschrift „Aegyptische »Finsternis«" fasste der Chefredakteur des Iserlohner Kreisanzeigers Eduard Grüber den Verlauf der Sitzung kom­mentierend zusammen: „Es waren keine schönen Worte, die sich CDU- und SPD-Ratsherren gestern gegenseitig an den Kopf warfen, schön vor allem deshalb nicht, weil man Sowjetzonenflüchtlinge gegen Ungarnflüchtlinge und Aegyptenhilfe gegen Flüchtlingshilfe auszuspielen versuchte. Die Wogen der hohen Politik ergossen sich ins Iserlohner Rathaus und erzeugten im kleinen Raum mehr Wirbel, als sie es wahrscheinlich im weiträumigen Bun­destagssaal getan hätten. Es war unklug von der SPD, die Hilfe fur Ungarn und Aegypten mit einem gleichlautenden Passus zu begleiten, der als eine 9 wie Anmerkung (8) 10 nach einem Bericht in der Sitzung des Ältestenrats vom 26.11.1956

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