Császár István - Soós Viktor Attila: Der ungarische Tarsitius. Das Leben und Martyrium von János Brenner, 1931-1957 (Szombathely, 2003)

Skizze über die Verfolgung der katholischen Kirche in Ungarn (1945-1957)

den sie das Abbild des dreifältigen Gottes. Wir haben ein Jahr gemeinsam verbracht. Wie war unsere Gemeinschaft, wie waren die Begegnungen? - Es gibt nämlich Begegnungen vieler Art. Es gibt Begegnungen im Handel; die Menschen schließen ein Geschäft und suchen dabei ihren Gewinn. Man nennt dies eine Interessenbeziehung. Dann begegnen wir Menschen auf der Straße, vielleicht bleibt ein Bild zurück oder gar nichts. Wir begegnen in der Eisenbahn dem Schaffner, vielleicht haben wir mit ihm sogar etwas zu erledigen, tauschen einige Worte aus, aber unsere Seele bleibt unberührt. Wir verabschieden uns fiir immer und denken vielleicht nie mehr an ihn. Es gibt aber Begegnungen, bei denen in der Hefe der Seele etwas in Bewegung kommt, eine Stimme erklingt. Unsichtbare Bande knüpfen sich, eine überzeitliche Beziehung entsteht zwischen Seele und Seele. Das ist die waltende Kraft auf das Ziel hin. Diese Beziehungen sind sehr tief und gelten fiir ein Leben. Wer könn­te das Warum beantworten? Ein junger Mann begegnet einem Priester, und in der Tiefe seiner Seele spürt er etwas: Das ist's! Zwei junge Leute schauen einander ins Auge, verstehen einander und beide hören: Das ist's! Warum? Warum entste­ht eine Freundschaft auf Leben und Tod? Wir haben auch ein Jahr nebeneinander verbracht. Ob es gelungen ist, mehr als das Nebeneinander zu erleben? Wie war diese Begegnung? Haben wir an uns vorbeigesehen, oder haben wir gelernt, einander in die Augen zu sehen und sogar miteinander in die gleiche Richtung zu schauen? Haben wir zueinander gefunden? Haben wir die Liebe gefunden? In der Schule des Lebens ist sie nämlich das Hauptfach. Denkt darüber nach und macht euch eine Bilanz für das Jahr! Ihr werdet viel Gutes finden, aber auch Fehler. Für die Fehler möget ihr Gott mit demütigem Herzen um Verzeihung bitten, das Gute allein Ihm zurechnen. Hütet euch vor dem Geist des Stolzes und des Eingebildetseins, denn er ist das größte Hindernis der Liebe, und in Wirklichkeit sind wir armselige, elende, schuldige Menschen. Der liebe Gott ist so demütig, er tut Gutes, und es scheint, als ob Menschen dies tun würden; auch wir sollen so demütig sein - die Demut ist Wahrheit -, dass wir bekennen, alles gehört Gott. Wenn ihr empfindet, dass wir hart waren, härter als andere,

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