Borza Tibor (szerk.): A Magyar Kereskedelmi és Vendéglátóipari Múzeum évkönyve 1982 (Budapest, Magyar Kereskedelmi és Vendéglátóipari Múzeum, 1982)
S. Nagy Anikó: Egy XVIII. századi aranymérleg a Magyar Kereskedelmi és Vendéglátóipari Múzeumban
Anikó S. Nagy EINE GOLDWAAGE AUS DEM 18. JAHRHUNDERT IM UNGARISCHEN HANDELSUND GASTGEWERBE MUSEUM (DIE BEDEUTUNG DES UNGARISCHEN GOLDGULDEN) Im 13. Jahrhundert übernahm in Europa das Goldstück die Rolle des schwer zu handhabenden Silberdenars als Handelsmünze. Neben den Goldstücken aus Florenz und Venedig bekam im internationalen Geldumlauf auch der ungarische Goldgulden eine bedeutende Stellung. Der seit 1325 geprägte Goldgulden behielt sein Gewicht und seinen Feingehalt die gesamte Prägezeit hindurch und diente mit seinem Münzbild im 16.—17. Jahrhundert ausländischen Goldmünzen als Vorbild. Handelsleute dehnten häufig ihren Geschäftsbereich nur deshalb bis nach Ungarn aus, um so in den Besitz der begehrten Goldgulden zu kommen. Das Gewicht der Goldmünzen kontrollierte man mittels einer empfindlichen doppelarmigen sog. Goldwaage, zu der Münzgewichte (Probegeld) und Ergänzungsgewichte gehörten. Das Münzgewicht entsprach dem Gewicht der Goldmünze, deren Stempelmarke auf seiner Oberseite eingeprägt war. Eine solche, in einer kleinen Holzschachtel untergebrachte Serie enthielt 20-40 Münzgewichte, die einen bedeutenden Teil der Goldmünzen des internationalen Geldumlaufs vertraten, unter ihnen auch den ungarischen Goldgulden. Die Ergänzungsgewichte dienten der Feststellung von Gewichtsabweichungen. Die Waagp im Ungarischen Handels- und Gastgewerbemuseum ist eine Spezialvariante der traditionellen Goldwaage, bestimmt zur Kontrolle des ungarischen Golddukaten. Die eine der zwei runden Messingwaagschalen (3,9 bzw. 4 cm im Durchmesser) wurde aus einem dickeren Blech hergestellt und enthält in der Mitte die eingeschlagene Stempelmarke. Deren Muster entspricht dem des Münzgewichtes für den ungarischen Goldgulden im 1&-17. Jahrhundert: eine stehende Königsgestalt im Mantel, die in der Rechten eine Streitaxt und in der Linken den Reichsapfel trägt. Auf beiden Seiten der Königsgestalt befinden sich die Buchstaben ,,H" bzw. ,,D" (Hongers Dukat). Den Waagebalken und den Zeiger verbindet die Skala, ein viertelkreisförmiges Messingblech, mit sechs Einkerbungen, entsprechend den Karatgewichten. Der Waagebalken befindet sich dann im Gleichgewicht, wenn in der dünneren Waagschale ein Gewicht liegt, das dem Gewicht des ungarischen Goldstücks entspricht (3,5 g). Die Messung (Kontrolle) konnte so ohne besondere Münze und Ergänzungsgewichte ausgeführt werden. Die Münzwaage befindet sich in einer Schachtel aus Nußbaum, mit der Datierung 1768 auf dem Deckel und außerdem den Resten eines Wachssiegels, die ein Detail eines Berghammers zeigen. Die Goldwaagen wurden im allgemeinen von den Münzmeistern gefertigt, die zugleich auch Goldschmiede waren. Wenn man annimmt, daß das Siegelbruchstück von dem Siegel von Nagybánya oder der dortigen Goldschmiedezunft stammt, dann weist das auf die Herstellung der Waage und vielleicht auch ihre Benutzung in dem Münzhof von Nagybánya hin.