Király Nina - Török Margit: PQ '95. Magyar színpad - kép - írók (Budapest, 1995)

A változás színháza 1991 - 1995

beeinflussen. Es wird bestimmt die Zeit kommen, wenn die kulturelle Regierung Steuerbegünstigung den Stiftungen, die Theater zustande bringen, bezie­hungsweise existierenden Theatern helfen, gesetzlich gewähren. Es wäre aber ein Fehler den sogenannten Theaterunternehmen entgegenzugehen, oder schon existierende Theater dem Unternehmer anzubieten, der die billigste Innbetriebhaltung verspricht. Ein ameri­kanisches Kapital wollte früher das Gebäude des budapester Madách Theaters oder des Lustspielthea­ters kaufen, um das dort arbeitende ständige Ensemble auseinanderzulassen und Musical Produktionen in lan­gen Serien zustande zu bringen. Die Leiter dieser Theater haben sich der Versuchung widerstanden, und konnten die Zuständigen der Selbstverwaltung von ihrem Standpunkt überzeugen. Sie haben sich auf das ständige Ensemble berufen, als einen Wert, den man nicht aufgeben darf. Die Berufung ist gerecht, auch wenn nicht immer überzeugend. Das ständige Ensemble sichert den Mitgliedern einen existentialen Schutz zu, und den zustande gekommenen künst­lerischen Werten einen ästhetischen Schutz zu. Die Frage ist aber, ob es in jedem Falle um ein Ensemble geht, das kontinuierlich und zuverlässig künstlerische Werte zustande bringt. Und falls nicht, ob es ein künst­lerisches Interesse ist, ,dem gegebenen Ensemble einen existentialen Schutz zuzusichern. Die jetztige, eine relative Sicherheit gebende Struktur schützt auch die weniger wertvollen Werkstätte, während Produktionen ausserhalb der Struktur nur mit Mühe und Not zu produzieren sind. Dass man sie wirk­lich benötigte, wird von einer sensationellen Sommer­­nachtstraumAufführung (1994) bewiesen, die unter der Mitwirkung von sich aus fünf-sechs Theatern rekru­tierenden Schauspielern, nach langer Vorbereitung nach einem Jahr geboren ist. Der Regisseur ist ein junger Schauspieler, János Csányi, der zu unruhig war um in irgeneinem Ensemble zu warten, bis er an die Reihe kommt. Er hat Shakespeares Feenspiel selbst übersetzt und die Aufführung in die Richtung gesetz, der von Jan Kott und Peter Brook bestimmt wurde. Die Zuschauer sitzen in einem Wald von Schaukeln. Von Holzzimmerungen hängen Seile, Holztaburette schwin­gen auf verschiedenen Höhen, wir schwingen auf denen, biegen und schmiegen uns diskret, hauchen den Raum ein, mit unserer hin und her bewegenden, aufächzenden Anwesenheit schaffen wir die ahnungs­volle Natur, in der das Stück abspielt. Wir sind Bäume, wir sind die Wald, wir sind ein gemeinsamer Atem; wir sind das kollektive Rätsel von uns selbst. Verliebte, Feen, Meister treiben sich unter uns herum; die Buhne ist eine Lichtung, die unserem Lauern ausgesetzt ist. Wir sind im Spiel Das Spiel ist in uns. Der Regisseur, in die Tiefe der Eingeweide, der Träume, der Sinnen hin­abdringend, bringt die dem "Partitur" entsprechende, materialähnliche Welt zustande, und verlängert die Botschaft der Theaterästhetik der Meister von Brook bis zu sich selbst. Seine Ideen sind keine ausgeheckten Lösungen, sondern sinnlich beglaubigte, aus der Zusammenarbeit von Gehirn und Herz entspringende Spiele. Selbstvergessene und kontrollierte, in ein strenges System eingefasste und schwingend freie. Die Freiheit wird im Theater von den Grenzen der Phantasie bestimmt. Und die Phantasie ist unendlich Mag es auch paradox klingen, aber im Endfall kann sie die Entfernung überbrücken, die in einem intimen Theaterraum zwischen den einzelnen Menschen streckt. Bei dieser Aufführung des Sommernachttraums haben wir persönliche, fast körperliche Verbindung mit jedem Schauspieler, in Gedanken fassen wir einander bei der Hand und sprengen zusammen die Rahmen des doktrinären Theaters, um unsere gemeinsame Gefühle der Welt zuzurufen. Wir sind nicht mehr in Minderheit; zusammen sind wir die Mehrheit. Zusam­men können wir die verlorengegangene Mythologie des Theaters zurückerwerben. Tamás Koltai

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