Benke István, Peter Huber: Palackba zárt bányászat (MOIM Közleményei 29; Zalaegerszeg, 2006)
BERGBAUFLASCHEN AUS DEM GEBIET DER EHEMALIGEN ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN MONARCHIE
MINERALINHALT Die Hersteller bauten fast immer Mineralien aus dem örtlichen Bergbau in die Geduldflaschen ein. Häufig verwendete Mineralien sind Quarzkristalle (Bergkristalle), Bleiglanz (= Galenit), Pyrit, Markasit, Kupferkies (= Chalkopyrit), Calcit, Dolomit; seltener Gips, Baryt und Silbererze. Die enthaltenen Mineralien geben einen wichtigen Hinweis auf die Herkunft des Eingerichtes. Beispielsweise sind die Objekte im Volkskundemuseum Wien (42497) bzw. im Soproni Múzeum, Sopron-Brennbergbánya (57.169.1) auf Grund der vorliegenden Mineralien (Zepterquarz, Bleiglanz, Kupferkies, Gips, Baryt, Argentit,...) eindeutig als Schemnitzer Flaschen erkennbar! Das graue, strahlige Erzmineral Antimonit dagegen ist sehr charakteristisch für Kremnitz (Abb. 6; vgl. Sammlung Dr. G. V, Oberbayern; Volkskundehaus Ried (8297); Heimatmuseum Waidhofen an der Ybbs (966); NÖ. Landesmuseum (ohne Nr.); Központi Bányászati Múzeum, Sopron (69.295.1) u.a.m.). Goldglänzende Pyritkristalle sollen wohl zuweilen Golderze vortäuschen [Typ D2; Sammlung Huber (310); Központi Bányászati Múzeum, Sopron (69.297.1)]. Sehr alte Flaschen - eindeutig aus dem 18. Jh. - enthalten zumeist stöpselgroße, mit grauem Erzstaub bestreute hölzerne Sockel, auf denen zumeist eher unscheinbare Mineralproben befestigt sind. Diese grauen, kegelstumpfförmigen Postamente mit Erzbrocken, an denen stets ein geschnitzter Bergknappe Erz abbaut, werden nachfolgend kurz „Mineralsockel" genannt. Auf den Sockeln sind häufig kleine Zettel mit Nummern angeklebt - vermutlich war der Flasche ursprünglich ein Verzeichnis beigelegt, in dem die einzelnen Mineralien nach ihrer Art und Herkunft beschrieben waren. DER VERSCHLUSS Die Verschlüsse der Flaschen sind gewöhnliche, oben häufig mit einer pilzförmigen Kappe ausgeführte Holzstöpsel, die manchmal tief in die Flasche reichen und fast immer mit einem oder mehreren Querkeilen versehen sind (Abb. 7), sodass ein Öffnen der Flasche unmöglich gemacht wird. Diese „Vexierverschlüsse" (Bolzen, Keile, Nägel) sind oft kunstvoll konstruiert. Der Einbau dieser Sperren kann nach verschiedenen Methoden erfolgen: Durch eine axiale Bohrung im Stöpsel werden i.a. Zugschnüre durchgeleitet, an deren unterem Ende - vor dem Einbau - ein oder mehrere Sperrteile fixiert sind. Nach dem Verschließen zieht man diese Keile in vorbereitete rechteckig-horizontale (seltener runde, horizontale) Bohrungen und fixiert die Zugschnur im Stöpsel. Nach dem Entfernen herausragender Schnurteile wird das Bohrloch unkenntlich gemacht, eventuell versiegelt. An beschädigten Verschlüssen lassen sich noch die Reste solcher Zugschnüre erkennen.