F. Mentényi Klára szerk.: Műemlékvédelmi Szemle 1996/1. szám Az Országos Műemléki Felügyelőség tájékoztatója (Budapest, 1996)
TANULMÁNY - Bozóki Lajos: Lakótornyok és toronypaloták. A visegrádi Salamon-torony és a Fellegvár 14. századi szerepének kérdéséhez
Lajos BOZÓKI WOHNTÜRME UND SPÄTMITTELALTERLICHE TURMPALÄSTE Zur Frage der Rolle des Salamon-Turms und der Hochburg von Visegrád im 14. Jahrhundert Die Bauarbeiten in der Burg von Visegrád, sowie in der Umgebung und im Inneren des Salamon-Turms wiederspiegelten die veränderten Ansprüche des königlichen Hofs im 14. Jahrhundert. Es scheint, als ob mit den Umständen im 13. Jahrhundert verglichen, zu dieser Zeit mehr kleinere Räume zur Unterbringung des Königs und seiner Gefolgschaft benötigt wurden. In Visegrád kam eine derartige königliche Residenz von neuem in Gebrauch des Königs, welche mit ihrer turmartigen, massigen Erscheinung und ihren Wehranlagen militärische, zugleich aber auch repräsentative Funktionen erfüllte, und stand dadurch den zeitgnössischen europäischen und hauptsäschlich den französischen Ansprüchen nahe. Nach dem Philippe-August-zeitlichen „Intermezzo" scheint im 14. Jahrhundert eine Art Rückkehr in der Richtung des romanischen Wohnturmbaus gefolgt haben. Im Fall von Vincennes, Poitiers, Pierrefonds, Vez usw. entstanden neue, den Ansprüchen des 14 Jahrhundert entsprechende grosse Wohntürme. Uber die funktionale Disposition von einzelnen seigneurialen Residenzen berichten schriftliche Quellen. Unter diesen war das Schloß Vincennes (Val-de-Mame) das wichtigste. Der in der zweiten Hälfte des 14 Jahrhunderts vollendete Wohnturm enthielt die Küche und den königlichen Empfangsraum („Chambre a parer"). Dieser Saal war der Schauplatz der offiziellen Empfänge. Die eigentliche königliche Residenz bestand aus der „chambre du roy" und aus den Privaträumen des Königs („estude du roy", Bad, Kapelle, Oratorium, „retrait"). Bei dem Umbau des Louvre zur königlichen Residenz wurden ähnliche Räume ausgestaltet, wie vermutlich auch im Salamon-Turm. Auch im nördlichen, grösseren Wohnturm der Burg Karlstein findet man eine ähnliche Anordnung: Wirtschaftsgeschoß - privates Wohngeschoß - Kapelle, ähnlich auch, wie im Wohnturm des Papstpalastes in Avignon. Auffalend ist jedoch, daß in Visegrád auf die Bauarbeiten in der unteren Burg kein Saalbau folgte. Vielleicht hielt Karl Robert von Anjou den Wohnkarakter des Turms für provisorisch. Auch dürfte ein Prunksaal in der Hochburg vermutlich noch im 14 Jahrhundert erbaut worden sein. Die königliche Ingebrauchnahme des Salamon-Turms im 14 Jahrhundert geschah in einem Zeitabschnitt, als zum Beispiel in Frankreich in Gegensatz zu den Burgtypen vom Ende des 12 Jahrhunderts und vom 13 Jahrhundert im 14. Jahrhundert eine teilweise Rückkehr zu Wohntürmen folgte. Damals wurde ein Wohnturmtyp wiedergeboren, der gewissermaßen auch die Palastfunktion zurückbrachte. Zugleich scheint es, als ob die Wohntürme nicht nur ihre militärische Rolle zurückgewonnen hätten, sondern auch die Macht repräsentierende Funktion (Poitiers: Tour de Maubergeon, Ferté-Milon, usw.).