Judit Tamás: Verwandte typen im schweizerischen und Ungarischen kachelfundmaterial in der zweiten hälfte des 15. jahrhunderts (Művészettörténet - műemlékvédelem 8. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,1995)

Übersicht - I. Produkte der Werkstatt des Ofens mit Rittergestalten und verwandte Kacheltypen - a. Rosettenkacheln

suren ausschließlich auf ihnen erscheinen, denn es gibt eine auffallend große Menge buntglasierter Rosettenkacheln; darunter ist der Anteil der Farbglasuren im Verhältnis zu den einfachen grünglasierten Kacheln überraschend groß, als hätte man damals gerade die Rosettenkacheln zum Experimentierfeld für farbige Blei- und Zinnglasuren gewählt. Als erste Stufe des Experimentiervor­gangs, bei dem man nach der Herstellung von Zinnglasuren strebte, kann die Be­deckung der Kacheln mit mehrfarbigen Bleiglasuren betrachtet werden (Abb. 22, 24-26). Die ersten angewandten Farben waren das Braun und das Gelb. Von den typischen Zinnglasurfarben gelang es zuerst, das Weiß herzustellen, obwohl diese weiße Farbe (Abb. 2, 6, 23-24) noch recht unvollkommen war und deshalb mit einer dicken weißen Engobeschicht untermalt werden mußte, als hätten die Hafnermeister selber bezweifelt, daß ihre Zinnglasuren einwandfrei - undurch­sichtig - sind. Die Kachel SLM 26 276-d (Variante F; Abb. 13) repräsentiert bereits eine weitere Entwicklungsstufe: die Anfänge der Fayencemalerei. Das ge­meinsame, kombinierte Auftreten von Blei- und Zinnglasuren auf derselben Kachel kann an der Fundstelle Zürich - Lindenhof für typisch gehalten werden. 22 Allein anhand des kompakten Verbreitungsgebietes ist anzunehmen, daß die Varianten A-G in Zürich und seiner Umgebung „einheimisch" waren. Dank der Werkstattfunde wissen wir ja sogar, daß diese Rosettenkacheln hier - namentlich in Zürich, in der Nähe des Lindenhofes - auch erzeugt worden sind. 23 Ungeach­tet der Ubereinstimmung vieler ihrer äußeren Merkmale ist es jedoch fraglich, ob sie alle in derselben Werkstatt hergestellt wurden - was bedeuten würde, daß in einer Werkstatt auch mehrere Model gleichen Typs in Gebrauch waren -, bzw. ob jeder verschiedene Model auf eine selbständige Werkstatt hinweist. Der beste Fundort für Untersuchungen, mit denen sich die Frage beantworten läßt, ist der Lindenhof. Rudolf Schnyder meint, den Meister der hiesigen buntglasierten Ro­settenkacheln gefunden zu haben: der Hafner Heini Keller habe die Rosetten häufiger in Grün, seltener in Blau ausgeführt. 24 Der Model der Variante F mag in seiner Werkstatt in Gebrauch gewesen sein. Vielleicht ist auch die Variante A oder C - oder beide - diesem Meister zuzuordnen, es ist nämlich durchaus möglich, daß ihre Negative von F kopiert wurden. (Die Schrumpfung beträgt bei A 16,6%, bei C 17,85%, das kleine Blumenmuster ist aber auf F nicht vorhan­den!) Allerdings tauchen an den Exemplaren aller drei Varianten die frühen Zinnglasuren auf. Rudolf Schnyder erwähnt noch zwei weitere Hafnermeister ­oder besser gesagt: Hafnerfamilien -, die in der Oetenbachgasse bzw. auf dem Rennweg gearbeitet und ihre Werkstattabfälle (u.a. Fehlbrandstücke) auf dem Lindenhof untergebracht haben: die Morgensterns und die Keglers. 25 Wohl einem der beiden haben wir die Variante G zu verdanken, während mit den übrigen Modeln andere - wenn auch dem Namen nach nicht immer bekannte ­Zürcher Hafnermeister gearbeitet haben, die nicht nur die Stadt, sondern auch ihre Umgebung mit Rosettenkacheln versorgten. Mit vollem Recht ist zu vermu­ten, daß sie die Erzeugnisse anderer Werkstätte oder ihrer eigenen Werkstatt ko­pierten, um neue Preßformen zu gewinnen, dieses Verfahren war aber in keinem Falle hundertprozentig nachweisbar. Neben den oben erwähnten mutmaßlichen Filiationen könnte noch eine Abstammung (unmittelbares Kopieren) zwischen den Varianten B und F in Frage kommen: B ist um 19,9% kleiner als F, und auf keiner von ihnen ist der Hintergrund unter den Eckblättern mit winzigen Blüm­chen geschmückt. Diese Vermutung steht allerdings auf schwachen Füßen; wenn nämlich die Varianten A, B und C alle unmittelbar von F kopiert wurden, warum sind dann die entsprechenden Elemente ihrer Verzierung nicht genau gleicher Abmessung?

Next

/
Oldalképek
Tartalom