Judit Tamás: Verwandte typen im schweizerischen und Ungarischen kachelfundmaterial in der zweiten hälfte des 15. jahrhunderts (Művészettörténet - műemlékvédelem 8. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,1995)
Auswertung
in seiner Machart von den übrigen Kacheln der Werkstatt des Ofens mit Rittergestalten unterscheide und so zur Datierung dieser letzteren nicht geeignet sei. 381 Wir meinen, die Diskussion 382 wird noch nicht einmal mit diesem Aufsatz abgeschlossen sein; in der Beurteilung mancher chronologischer Probleme der schweizerisch-ungarischen Beziehungen wird es nämlich nicht ohne Belang sein, welche Datierung wir akzeptieren, und vice versa: die Erörterung besagter Verbindungen mag ebenfalls zur Debatte beitragen. Die Datierung der Kopien und Nachschöpfungen im Kreis des Budaer Ofens mit Rittergestalten war und ist natürlich nicht unabhängig von der zeitlichen Einstufung der Originalprodukte selbst. Wie früher bereits angeführt, werden sie meist in die Zeit zweite Hälfte - Ende des 15. Jahrhunderts gesetzt, leben aber auch bis ins 16. Jahrhundert hinein weiter. In bezug auf die Datierung der mit der Werkstatt des Ofens mit Rittergestalten verwandten Kacheln auf süddeutschem Boden scheint unter den deutschen und schweizerischen Kollegen mehr Einklang zu herrschen. Im entsprechenden Kapitel haben wir uns bereits damit befaßt, daß die oberrheinischen fünfblättrigen Rosetten einen einheitlichen chronologischen Horizont (ca. 1450-1470) bilden. Weiterhin haben wir im folgenden Kapitel darauf hingewiesen, daß wir die Inschrift auf der Kranzkachel aus Basel - Aeschenvorstadt 10. allein als einen unzulänglichen Beweis für die Datierung des baumbewachenden Löwen ins Jahr 1435 betrachten, obwohl diese chronologische Einordnung selbst nicht einfach abgelehnt werden kann. Im Falle der baumbewachenden Löwen rückten übrigens chronologische Fragen erst dann in den Vordergrund, da sie für Rosemarie Franz als Argumente dienten, um zu verifizieren, daß die Werkstatt des Ofens mit Rittergestalten das Motiv aus Basel erworben hat. Die Basler Kranzkachel ordnet man mithilfe historischer Quellen zwischen 1424 und 1445 ein 383 , über die anderen Löwenkacheln aber stehen uns keinerlei zuverlässige chronologische Anhaltspunkte zur Verfügung. Nur die kauernden Löwen aus dem Schloß Hallwil (Variante A-B) werden zusammen mit den Medaillonkacheln in die Mitte der 60er Jahre des 15. Jahrhunderts datiert 384 , und ein Bruchstück ähnlichen Typs (Variante C?) aus dem Kloster Engental bei Muttenz (BL) muß spätestens 1534, als das Konvent aufgelöst und seine Gebäude abgebrochen wurden, außer Gebrauch gekommen sein. 385 Dieses Datum kann natürlich nur als ein „lockerer" terminus ante quem angesehen werden. Fügten sich die beiden Ravensburger Ofen nicht in diesen Kreis von Ofenkacheln ein, wüßten wir mit den chronologischen Problemen kaum etwas anzufangen. Das einst in Stuttgart aufbewahrte Exemplar wurde aufgrund der Kaiserdarstellung - allem Anschein nach richtig in die Mitte des 15. Jahrhunderts gesetzt 386 , und hat so - u.E. nicht immer richtig - für die Datierung zweier weiterer Ofen als Ausgangspunkt gedient. Stefan Holcik hatte wohl nicht unrecht, als er zu dem Ergebnis kam, der Auftraggeber, der den „schweizerischen" Ofen im Preßburger Königspalast hat aufstellen lassen, sei Ladislaus V. gewesen. 387 Demgegenüber dünkt uns das Jahr 1459 als terminus post quem non für die Friedrichskachel von Kaposszentjakab 388 unwahrscheinlich. Konkrete Beweise können wir zwar nicht aufführen, doch rechnet man bei solchen von der originalen weit entfernten Kompositionen meist mit einer beträchtlichen chronologischen Distanz. 389 Die schweizerischen Medaillonkacheln stammen fast alle aus einer relativ kurzen und gut abgrenzbaren Epoche, sie bilden also einen einheitlichen Fundhorizont, der mit dem der fünfblättrigen Rosetten praktisch übereinstimmt. Nachdem wir die meisten Daten bei Behandlung der Rosettenkacheln schon aufgezählt haben, seien sie hier nur kurz wiederholt. Da uns hinsichtlich der Zuger