Judit Tamás: Verwandte typen im schweizerischen und Ungarischen kachelfundmaterial in der zweiten hälfte des 15. jahrhunderts (Művészettörténet - műemlékvédelem 8. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,1995)
Übersicht - I. Produkte der Werkstatt des Ofens mit Rittergestalten und verwandte Kacheltypen - a. Rosettenkacheln
Kirchheim unter Teck: um 1500 57 , Kloster Mariental: um 1520 58 - datiert worden, welche Datierung ihre Erklärung in der Langlebigkeit mancher Model oder Modelle finden mag. Gleiches gilt auch für die generell ins 16. Jahrhundert gesetzten elsässischen Rosettenkacheln, mit der Einschränkung, daß in ihrem Fall die chronologische Distanz oft auch bedeutendere typologische Unterschiede mit sich gebracht hat. 59 Die aufgezählten Daten reichen aus, um feststellen zu können, daß die fünfblättrigen Rosetten einen mehr oder weniger einheitlichen chronologischen Fundhorizont bilden, und noch dazu in der betreffenden Epoche (um 1460) in den durchforschten Regionen - im Gegensatz zu Ungarn - praktisch den einzigen Typ 60 von Rosetten kacheln repräsentieren. Zwar sind uns auf dem Gebiet der heutigen Schweiz sowohl ältere 61 , als auch jüngere 62 Typen von Rosetten bekannt, diese unterscheiden sich aber typologisch eindeutig von den sog. oberrheinischen. In Kenntnis ihres geräumigen Verbreitungsgebietes, ihrer zahlreichen typologischen Varianten und ihrer relativ kurzfristigen „Mode" kann zusammenfassend festgestellt werden, daß Kacheln mit fünfblättrigen Rosetten zweifellos gleichzeitig zum Repertoire von mehreren Hafnermeistern bzw. Hafnerwerkstätten gehört haben. 63 Sie wurden - meist mit weißer Engobe und grüner Bleiglasur, aber in einer/einigen zürcherischen Werkstatt/Werkstätten auch mit farbigen Blei- und unvollkommenen frühen Zinnglasuren überzogen - nicht nur im nördlichen Teil der heutigen Schweiz, sondern auch am Oberrhein und im Bodenseeraum überall, und zwar mit verschiedenen, sehr ähnlichen, aber dennoch nicht gleichen Modeln erzeugt, wobei ein Schwerpunkt ihrer Produktion ganz bestimmt in Zürich lag. Unter ihren Werkstätten müssen zahllose direkte und indirekte Verbindungen bestanden haben, die aber größtenteils noch nicht erhellt werden konnten. Ihnen ist allerdings die außergewöhlich große Verbreitung dieses Kacheltyps zu verdanken. In nordwestlicher Richtung sind diese Rosetten bis zum Elsaß, also bis zur westlichen Grenze des deutschen Sprachraumes zu finden, obwohl die typologischen Abweichungen zwischen den elsässischen und den schweizerischen Funden die Möglichkeit des unmittelbaren Transports von fertigen Kacheln oder Preßformen aus schweizerischen Werkstätten (wie auch umgekehrt) hundertprozentig ausschließen. Wie im Nordwesten kann die Verbreitung der fünfblättrigen Rosetten auch im Nordosten (Schwarzwald, Neckartal) und im Süden (der nördliche Fuß der Alpen) eindeutig abgegrenzt werden, im Osten aber ist die Situation etwas komplizierter. Wenn wir nämlich dieses Verbreitungsgebiet in engerem Sinne - d.h. als einen geschlossenen Block vom Elsaß bis zum Bodensee, wo die Rosettenkacheln überall und in großer Anzahl vorkommen — betrachten, so liegt die Grenze am östlichen Bodenseeufer: mit dem angeblichen Fundort Lindau schließt sich das „kompakte" Verbreitungsgebiet der oberrheinischen Rosetten (Karte 2). Letzten Endes sind zwar auch die Rosettenkacheln des Meraner (ital. Merano; Südtirol, Italien) 64 und des Krakkauer (Krakow, Polen) 65 Ofens auf die oberrheinischen Rosetten als auf indirekte Vorbilder zurückzuführen, in ihrem Fall darf aber ein unmittelbarer Kontakt zum Hafnergewerbe der von uns behandelten Regionen schon allein wegen der großen zeitlichen und räumlichen Entfernungen keinesfalls angenommen werden; man sollte die Verwandtschaft eher mit der Vermittlung graphischer Vorlagen oder einfach mit der Mode erklären. Sie repräsentieren den weitreichenden Einfluß der süddeutschen - und/oder ungarischen - Werkstätten, doch sind sie für uns diesmal von geringerem Interesse. Um so mehr Interesse beansprucht ein anderer, vom Bodensee weit östlich ge-