Judit Tamás: Verwandte typen im schweizerischen und Ungarischen kachelfundmaterial in der zweiten hälfte des 15. jahrhunderts (Művészettörténet - műemlékvédelem 8. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,1995)

Einleitung - Methodisches

leisten kann. Als drittes haben sich Stadt und Kanton Basel im oberrheinischen Raum angeboten, und schließlich zum vierten der Bodenseeraum im engeren Sinne, wo aber einige wichtige Sammlungen 5 ausgeklammert wurden; hier be­schränkte sich die Forschung auf Schaffhausen und Konstanz. 6 Eine weitere Schwierigkeit bestand neben den zeitlichen und räumlichen Ein­schränkungen in der Eigenart des schweizerischen Fundmaterials. Im allgemei­nen kann festgestellt werden, daß man sich hauptsächlich mit undatierbaren Ge­genständen abfinden mußte. Zum größten Teil waren es Altfunde ohne irgend­welche stratigraphischen Angaben, die als Werke des Kunstgewerbes und nicht als archäologische Fundgegenstände in die Museen gelangten, oder aber vorder­hand unbearbeitete Funde, deren Einbeziehung in die Erörterung der Probleme der Chronologie und der Werkstattverbindungen infolge des Mangels an unent­behrlichen Unterlagen wesentlich erschwert wurde. So kam den Fundorten, bei denen eine genauere - wenn auch nicht rein archäologische - Datierung vorliegt (Zürich — Lindenhof, Wädenswil usw.), eine erhöhte Bedeutung zu. Methodisches Im Gegensatz zu den schweizerischen sind die diesbezüglichen ungarischen Kacheln mehrheitlich publiziert, und in den Publikationen ist man auch auf ihre Werkstattbeziehungen relativ sorgfältig eingegangen. Das hat uns der eigenhän­digen Prüfung jedes einzelnen Exemplares und der Beschreibung jeder einzel­nen Variante im Katalog entbunden. Da unsere Feststellungen über die schweize­rischen Kacheln auf der eigenen Untersuchung von ungefähr 270 Exemplaren basieren, haben wir aus Ungarn nur die Kacheln in den Katalog aufgenommen, die an der Spitze der genealogischen Tabelle stehen, d.h. also, an denen das be­handelte Motiv zum erstenmal in unserer Region aufgetaucht ist. Vorwiegend waren es Kacheln aus dem Königspalast von Buda; in diesen Fällen verzichteten wir auf die Katalogisierung weiterer mit demselben Negativ gepreßter Exemplare von anderen Fundorten. Kam ein bestimmtes Motiv nicht in Buda zum erstenmal vor, so wird sinngemäß die in der Abstammungsreihe darauffolgende Kachel von einem anderen Fundort im Katalog angeführt. Die im Katalog weggelassenen Funde werden - auf die Beobachtungen der Fachliteratur vertrauend - im Text­teil, eingebettet in den Kontext der Werkstattbeziehungen, behandelt und mit Abstammungstafeln illustriert. Infolge mancher Besonderheiten der Ofenkacheln sind diese Zusammenhän­ge unter den einzelnen Werkstätten bzw. unter ihren Erzeugnissen im allgemei­nen verhältnismäßig leicht zu entdecken - zumindest leichter als z.B. bei dem mit einfachster Technik hergestellten, kaum oder gar nicht verzierten Kochge­schirr. Die Ofenkachel ist nämlich einerseits ein handgewerbliches Produkt, auf dessen Herstellungstechnologie sich aus dem Erzeugnis selbst schließen läßt, und darüber hinaus sind die Geräte, die vom Ofenhafner während des Herstel­lungsprozesses gebraucht wurden, identifizierbar und vergleichbar. Andererseits ist die Ofenkachel zugleich auch ein Kunstwerk, dessen Lage im Ablauf der Stil­entwicklung mitsamt seinen künstlerischen Vorlagen und den von ihm vermittel­ten Wirkungen ebenfalls nachvollziehbar sein soll.

Next

/
Oldalképek
Tartalom