Magyar Műemlékvédelem (Országos Műemléki Felügyelőség Kiadványai 14. Budapest, 2007)

ÉPÜLETEK HOMLOKZATI FELÜLETKÉPZÉSÉNEK ÉS SZÍNESSÉGÉNEK TÖRTÉNETISÉGE. KONFERENCIA (BUDAPEST, 2005. NOVEMBER 17-18.) - MANFRED KOLLER: Tagungsbericht 2005. Historische Fassadengestaltung und Fassadenfarbigkeit, Budapest, 17.-18. november 2005

ten des„Schönbrunnergelb" ab etwa 1830 in Wien). Trotz einer Musterachse nach Originalkonzept setzte hier der Auftraggeber eine „neutrale" Weiß-Grau-Fassung ohne jeden historischen Bezug durch. Vom Historismus in Un­garn wurde nur die Spätphase der Ödön Lechner-Schule nach 1900, das Büro Marcell Komor - Dezső Jakab, von der Kunsthistorikerin Réka Várallyay (KÖH) vorgestellt. Die zum Teil sehr gut erhaltenen und dokumentierten Bauten in Nagyvárad, Marosvásárhely und Szabatka tragen Kombi­nationen verschiedener Rieselputze mit Stuckreliefs, Sgraf­fito und bunter Keramik (Zsolnay). Anschließend verglich der Architekt András Ferkai (Universität für Kunstgewerbe) die Farbgebungen der frühen Moderne, wie Bruno Taut, der Bauhausbewegung und von De StijI, mit ungarischen Beispielen dieser Zeit (Pasaréter Mustersiedlung u.a.). Hier wie dort sind störende spätere Eingriffe als Reduktion der ursprünglich größeren Farbkontraste der Außen- und In­nenerscheinung festzustellen. In weitgehendes Neuland stießen der Kunsthistoriker Endre Prakfalvi und die Archi­tektin Katalin Németh (beide KÖH) vor. Prakfalvi referierte über die Farbenweit der 1950er und 60er Jahre des„sozia­listischen Realismus" und zeigte originelle Versuche den engstirnigen Rahmenbedingungen dieser Zeit individuel­le Lösungen abzutrotzen, wofür die Quellenlage teilwei­se nur mehr SW-Fotos bietet (z.B. Pavillons der Landwirt­schaftsausstellung 1954 in Budapest). Németh breitete ein Panorama der pluralistischen „Weltarchitektur" in der Gegenwart als „Baumodenschau unserer Zeit" aus, in der bekannte Namen wie in der postmodernen Kleidermode zum Markenzeichen avancieren, wo aber auch traditio­nelle Baustoffe wie Stein und Holz funktionell-intelligente Lösungen bieten (Beispiele in der Schweiz). Für Renaissance und Barock in Italien und Mitteleuro­pa gab Manfred Koller (Bundesdenkmalamt, Wien) einen Überblick zur historischen Architekturtheorie und -termi­nologie der Quellenschriften seit Vitruv mit der Wechsel­beziehung von Material und Farbe, besonders zur Stein­farbigkeit, zum Strukturwechsel von Glatt- und Rauputzen und dem periodischen und funktionalen Wandel von Mono- und Polychromien. Der Architektur lan Bristow (London) zeigte rezente Beispiele zur Farbforschung in England für Mittelalter, Renaissance und besonders zum 19. Jahrhundert. Ab 1770 kamen hier industrielle Putzpa­tente auf den Markt: der weißliche „Bailey's cement" (auf Kalkbasis) und„Hamelin's oil mastic". Sie wurden ab 1790 von Parker's„Roman cement" übertrumpft. Dessen dunkle Farbe wurde als Schlämme mit Weiß gemischt, in einem „Freskieren" genannten, rasch trocknenden Arbeitsgang aufgetragen und dazu mit Pigmenten nach den Farb­tönen des beliebten Steines von Bath variiert (z.B. beim Royal Pavillon in Brighton von John Nash 1821). Die ra­sche Verschmutzung dieserTechnik in der zunehmend in­dustriell belasteten Luft führte ab 1845 zur Restaurierung derartiger Steinfassungen durch Übermalung mit Ölfar­ben von einfachen, auf Seilzügen beweglichen Hänge­gerüsten aus. Aktuelle Restaurierbeispiele in Budapest demonstrier­ten István Bona (Kunstuniversität), der Restaurator József Lángi und der Chemiker Zoltán Horváth (beide KÖH­AMRK). Früher wurden Restauratoren nur zu figuralen Freskofunden gerufen, doch führt ihr Einsatz auch für hi­storische Putze und Färbelungen zu sonst verlorenen Be­funden. So wurde an der klassizistischen Tempelfassade des Nationalmuseums am Budapester Ring die originale Quadermalerei der Fassadenflügel entdeckt und hat man die Sgraffiten der Kunstakademie von 1896 in Kalkputz­technik mit Hydrophobierung rekonstruiert. Dem Kampf der Restauratoren und Denkmalpfleger für die Erhaltung der Kalktradition steht aber auch hier eine starke Firmen­lobby gegenüber.

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