Magyar Műemlékvédelem (Országos Műemléki Felügyelőség Kiadványai 14. Budapest, 2007)

ÉPÜLETEK HOMLOKZATI FELÜLETKÉPZÉSÉNEK ÉS SZÍNESSÉGÉNEK TÖRTÉNETISÉGE. KONFERENCIA (BUDAPEST, 2005. NOVEMBER 17-18.) - MANFRED KOLLER: Architekturfarbe in Italien und Mitteleuropa vom 16 bis 18. Jahrhundert: Farbbedeutung und Farbwirkung der Materialien und Techniken

Bauteile hat man den Farbton derTravertinfarbe an deren Patina angepaßt, wie z.B. 1712 für die Hofarkaden von Bor­rominis San Ivo alla Sapienza oder 1743 ebenda mit einer abgestuften Weißung (imbiancatura a mezza tinta) des großen Tores, um es den alten Travertinen anzugleichen (per accompagnare Ii travertini vecchi). 8 Dabei lassen die Quellen auf subtile Abstufungen der „Travertinfarbe" durch verschiedene Techniken schließen. Für die 1659-61 vollendete Nordfassade der Sapienza Borrominis wird zum„stucco di marmo"des Kranzgesim­ses für den Fond, dieTondi und die Querbänder zwischen diesen und den Fenstern ein colla di stucco di travertino graffita e segnata a bugne (eine Lage Travertinstuck mit Quaderritzung) aufgetragen. Die Pilaster und die obere Fasche erhielten jedoch eine„granitura a travertino" (Auf­lage von Travertinsand?) über der darunterliegenden Stucklage. 9 Zu den Palästen Roms im 17. und 18. Jahrhundert hat Tabak die Archivguellen ausgewertet und auch 17 Ori­ginaldokumente im Wortlaut publiziert. Darin dominiert „Travertinfarbe" auf Kalkbasis für Restaurierungen älterer Gebäude wie des Palazzo Spada von 1550, der 1665 im Arkadenhof Travertinfarbe auf Quadern, Bögen und Pila­stern erhielt, während die der Fassade integrierten Stuck­figuren mit„color di stucco" gefaßt wurden. 10 Für die Re­staurierung des Palazzo Montecitorio von Bernini durch Carlo Fontana 1694 gibt die Abrechnung durchgehend nur Travertinfarbe über Kalkweißgrundierung an. Dage­gen zeigt die einige Jahrzehnte spätere Vedute Panninis im Museo di Roma dieselbe Fassade in einer Folgefassung mit gelblicher Gliederung zu rosa Wandfläche in den Obergeschoßen. Dazu paßt, daß sich in einer römischen Fassadenrechnung erstmals 1741 „color rossino" findet (Palazzo Muti Papazurri), also ein Ziegelfarbton der Wand­fläche zurTravertinfärbung der Bauglieder. 1 1 Denn erst gegen 1700 und danach wird bei den römi­schen Fassaden die Zweifarbigkeit unter Beibehaltung der Travertinfarbe auf den Gliederungen die Regel. Die frühe­sten belegten Beispiele sind 1687 die Villa Lante (mit„color cieleste'VHimmelblau für die Wand und alle Dachkamine), 1695 der Palazzo Wedekind gegenüber dem Montecitorio mit Flächen in „color celestino" und 1697 das Ospizio di San Michèle in Trastevere von Carlo Fontana mit dem glei­chen Farbton. 12 Dieses„Himmelblau" wurde entweder ge­glättet und verdichtet („stesura liscia e poi battuta") oder mit einer Rauhstruktur eingesetzt („a gratoncino"). Im 18. Jahrhundert wird das „celestino" von der „color dell'aria" (Luftblau) abgelöst (Fassade von San Agostino 1775). Zweimal nennen die Rechnungen türkisfarbene („color turchino") Gebäudesockel zu sonst travertinfarbenen Fas­saden (Palazzo Giustiniani 1680, Cancelleria im 18. Jh.). 13 Die Fassade des Ospedale di San Gallicano in Rom-Traste­vere 1725 zeigt im Sockelbereich Travertinstein, darüber gemalte Travertinfarbe mit gemalter Steinstruktur und in den Wandfeldern gestupften Rustikaputz. In Bologna ist für die Zeit um 1600, 1698 und 1746 in Tariflisten für Maurer häufig von einer „stabellitura" (Ver­schönerung) der Ziegelmauern die Rede. Dazu diente vor allem Ziegelmehl („cotto pesto") zur Färbung der sichtba­ren Feinputzlage oder für besondere Glättung in einem Gips-Leimüberzug. 14 Eine bolognesische Besonderheit ist die seit dem 16. Jahrhundert vorkommende „sagrama­tura" die man nach der Beschreibung im Handbuch von Zambonini 1830 nur auf neu gemauerten Ziegelwänden gut ausführen kann. Man mischt Sumpfkalk mit Ziegelpul­ver und reibt diese Masse mit einem Ziegelstein in die gut vorgenässte Wand, glättet mit der Spachtel nach und läßt am Schluß zweimal mit gekochtem Öl (wohl Leinölfirnis) ein. 15 Die Farben der Sandsteinteile auf Fassaden des 16. bis 18. Jahrhunderts sind in den Quellen als „color bigio" (Beigefarbe aus Kalkmilch, Sandsteinpulver und Farber­de) oder„tono dell'arenaria" (Sandsteinton) beschrieben. Zu letzteren haben die Analysen Kalk (in Obergescho­ßen auch Gips) mit wenig Mineralpigmenten (schwarz, grün, gelb) für Farbtöne von Hellgrau bis Elfenbeinton ergeben. 16 Für Venedig wurde auf die besondere Tradition des „marmorino" seit 1473 bereits hingewiesen (Anm. 28). Diese mehrschichtige Marmorputztechnik kennzeich­net eine ziegelsplithältige Unterschicht und intensive Feuchthaltung aller Putzlagen bei der Bearbeitung bis zur finalen Glättung mit abschließender Öl- und Wachsinprä­gnierung, wie sie ein Traktat von 1629 beschreibt: „nach perfekter Glättung und Durchhärtung nimmt man Da­mastseife („sapon damaschino") und löst sie wie flüssiges Mauerweiß auf, bedeckt damit mehrmals dünn die frische Glätte und poliert sie genau mit der Kelle. Danach reibt man mit einem Leinentuch gut ab, nimmt dann Wachs („cera in formelle") und geht damit im Wechsel mit der Kelle glättend darüber und reibt nochmals mit dem Lei­nentuch ab." 17 Im 18. Jahrhundert hat man in Venedig den Marmorino auch in bestimmter Weise aufgerauht, und nannte diese Nachahmung von Strukturen der istrischen Kalksteine „Martellina" oder „marmorino martellinato". 18 Eine derartige Komposition von glatten Putzrahmen in „Marmorino"mit rauhen Binnenfeldern in„Martellina"(trak­tiert mit einer Art Stockhammer) zeigt die Seitenfassade der Gesuatikirche auf den Zattere in Venedig (1726-1743 von Architekt Giorgio Massari).

Next

/
Oldalképek
Tartalom