Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)

5. Classe. Mammalia. Säugethiere - 2. Unterclasse. Placentalia - 9. Ordnung. Rodentia. Nager

Rodentia. Nager. 515 Seitenwand der Hirnhöhle bildet und den vorderen und unteren Theil des Squamosum nach vorne schiebt und verschmälert. Das Tympanicum schwillt meist zu grossen aufgetriebenen Bullen an und besitzt einen röhrenförmigen äusseren Gehörgang. Am Unterkiefer ist die Symphysenregion schmal, nach oben gebogen, und enthält jederseits die Alveole eines einzigen, ungemein langen und gebogenen Schneidezahns. Der Kronfortsatz hat bei den Sciuromorpha ansehnliche Grösse, wird bei den Hystricomorpha fast rudimentär wegen der schwachen Entwickelung des Temporaiis und ist bei den Myomorphen schlank und dünn. Auf der Aussenseite des Unter­kiefers heftet sich der untere Ast des Massetermuskels an, der zuweilen an einer vorspringenden horizontalen oder schiefen Leiste (er) eine feste Basis findet. Das bald gerundete, bald zu einem hinteren Fortsatz verlängerte Winkelstück (angulus a) mit dem aufsteigenden Ast beginnt entweder an der Fortsetzung der unteren Wand, oder an der Aussenwand des die Alveole des J umschliessenden Dentale. Der gewölbte Gelenkkopf liegt ziemlich hoch und ist in der Regel in der Richtung von vorne nach hinten länger, als in der Quere. Im Gegensatz zu dem primitiven Bau des Schädels und des ganzen Skeletes weist das Gebiss der Nager eine weitgehende Specialisirung auf, welche sich sowohl im Bau der Schneidezähne, als auch der Back­zähne kund gibt und bereits die ältesten fossilen Formen charakterisirt. Die Zahnformel schwankt zwischen \ q' % \ (bei den Hasen) bis zu \ \ bei gewissen Mäusen (.Hydromys , Xeromys). Die Eckzähne sind überall vollständig verschwunden und. die Backzähne von den Incisiven durch eine weite Lücke getrennt. In der Regel kommt oben und unten nur ein Paar J zur Entwickelung; nur bei den hasenartigen Nagern stehen im Zwischenkiefer zwei winzige Zähnchen (J 2) unmittelbar hinter den zwei normalen grossen Nagezähnen. Sowohl die oberen, als auch die unteren J haben beträchtliche Länge und eine persistente Pulpa; sie sind regelmässig gekrümmt und wachsen im gleichen Maasse weiter, als ihre Krone durch Abkauung abgenützt und zugeschärft wird. Geht durch irgend einen Unfall ein Schneidezahn verloren, so wächst der correspondirende Zahn des anderen Kiefers weiter, beschreibt schliesslich einen vollständigen Kreis und durchbohrt an irgend einer Stelle den Schädel. Die Krümmung der oberen J ist stärker als die der beträcht­lich längeren unteren. Die Schmelzbedeckung der wurzellosen, oben im Zwischenkiefer, unten" in der Symphyse eingepflanzten Nagezähne beschränkt sich in der Regel auf die Vorderseite von der Krone bis zur Basis; sie besitzt eine beträchtliche Dicke und zeigt häufig eine gelbe oder braune, häufig auch noch an fossilen Nagern erkennbare 33 *

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