Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)

5. Classe. Mammalia. Säugethiere - Gebiss

40 V ertebrata. Widerstandsfähigkeit gegen die zerstörenden Einflüsse der Fossilisation eine wichtige Rolle. Zähne sind häufig die einzigen überhaupt er­haltenen Reste, nach denen irgend eine ausgestorbene Form bestimmt werden muss, und darum verdienen auch kleine, scheinbar bedeutungs­lose Modificationen im Zahnbau Beachtung und leisten zuweilen treff­liche taxonomische Dienste. Wie bei den übrigen Vertebraten, so bilden sich auch bei den Säugethieren die Zähne in der Schleimhaut der Mundhöhle, jedoch nur in dem die Ober- und Unterkiefer bedeckenden Theil derselben. Bei weiterer Entwickelung werden sie theilweise von der wachsenden Knochensubstanz der Ober- und Unterkiefer umgeben und so in innige Verbindung mit dem Knochengerüste gebracht, ohne jedoch jemals mit den Kiefern zu verwachsen. Sie sind vielmehr stets in besondere Gruben der Kiefer, in die sogenannten Zahn-Alveolen eingesenkt. Der in der Alveole steckende Theil des Zahnes ist entweder von dem frei vor­ragenden, der Krone, verschieden und wird dann Zahnwurzel ge­nannt, oder die beiden Abschnitte unterscheiden sich bei den »wurzel­losen« Zähnen nicht wesentlich von einander. Bei weitem die meisten Säugethierzähne bestehen aus Schmelz, Dentin und Cement und diese festen kalkigen Schichten umgeben die Pulpa, einen mit zelligem Gewebe erfüllten und mit Blutgefässen und Nerven versehenen Hohlraum. Der Schmelz (Email, enamel, substantia vitrea oder adamantina) bedeckt vorzüglich die Krone, an prismatischen oder wurzellosen Zähnen häufig auch die Seiten. Er ist glashart, glänzend, durch­scheinend und besteht aus 95—97 Procent mineralischer Substanz (hauptsächlich phosphorsaurer Kalk, geringe Mengen von kohlensaurem Kalk , kohlensaurer Magnesia und ca. 4 Procent Fluor - Calcium). Unter dem Mikroskop erweist er sich aus parallelen Prismen zu­sammengesetzt, die mit ihrer Längsaxe rechtwinklig gegen die Ober­fläche des Zahnes gerichtet sind. Die Schmelzbedeckung der Krone ist zuweilen unvollständig (Schneidezähne der Nager und Proboscidier, Backzähne der Toxodontia) und fehlt bei allen lebenden und den meisten fossilen Edentaten gänzlich. Das Dentin (Elfenbeinsubstanz) bildet die Hauptmasse des Zahnes. Es ist eine harte, weisse oder gelblich weisse homogene Masse und besteht aus ca. 72 °/ 0 phosphorsaurem Kalk mit etwas kohlensaurem Kalk und kleinen Mengen von Fluor-Calcium. Das Dentin wird in einer organischsn Matrix ausgeschieden und ist allenthalben von feinen, parallelen, fein verästelten Canälchen durchzogen, welche von der Pulpa nach der Peripherie verlaufen und unter dem Schmelz blind

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