Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)
5. Classe. Mammalia. Säugethiere - Schädel
16 Vertebrata. Theil pars petrosa, Felsenbein-Pyramide) und einen hinteren an das Exoccipitale angrenzenden Theil (pars mastoidea, Zitzenbein) zusammengesetzt ist und öfters einen nach unten gerichteten Fortsatz (processus mastoideus) besitzt. Das Zitzenbein ist sehr verschiedenartig entwickelt, zuweilen rudimentär, das Felsenbein häufig (z. B. beim Menschen) vollständig mit dem Schuppenbein verschmolzen. Letzeres nimmt durch eine nach innen gerichtete Oeffnung den Gehörnerv auf und hat aussen zwei über einander gelegene Oeffnungen (Fenestra ovális und rotunda), durch welche das innere Ohr mit dem Mittelohr und mit dem etwas nach aussen gerückten und hauptsächlich an der Unterseite des Schädels sichtbaren Paukenbein (Tympanicum Ty\ in Verbindung tritt. Das Tympanicum besteht in frühester Jugend aus einem einfachen knöchernen Ring und behält bei den Marsupialiern und Insectivoren diese Beschaffenheit auch zeitlebens bei. In der Regel verlängert sich aber bei weiterer Entwickelung der äussere Rand des Ringes in horizontaler Richtung nach aussen und bildet den zur Ohrmuschel führenden äusseren Gehörgang (meatus auditorius externus earn) ; die Unterseite wird durch eine Knochenplatte bedeckt, welche sich zuweilen zu einer blasig aufgetriebenen, hohlen oder mit zelligem Knochengewebe erfüllten Anschwellung (Bulla tvmpanica Ty) umgestaltet. Am vorderen Ende des Tympanicum ragt zuweilen (Hufthiere, Affen, Mensch) ein griffeiförmiger zugespitzter Fortsatz (Processus styloideus) nach unten vor. In dem Zwischenraum zwischen Perioticum und Tympanicum und zwar zwischen dem vom Trommelfell geschlossenen äusseren Gehörgang und der Fenestra ovális liegen die drei Gehörknöchelchen Ambos (Incus), Hammer (Malleus) und Steigbügel (Stapes). Von diesen Knöchelchen sollen der Ambos dem Quadratbein , der Hammer dem oberen Stück des Meckel'schen Knorpels (os articulare des Unterkiefers) und der Steigbügel dem obersten Ende des Zungenbeinbogens bei den Reptilien entsprechen. Am vorderen und inneren Ende des Paukenbeins liegt die Mündung der Eustachischen Röhre, welche Luft in die Gaumenhöhle führt und hinten dringt die innere Kopfblutader durch das Foramen lacerum posterius (flp) ein, und tritt am vorderen Ende des Tympanicums durch das Foramen lacerum medium (flm) wieder aus. Zu den Gesichtsknochen, von denen die oberen bei den Säugethiereil unbeweglich mit der Schädelkapsel verbunden sind , gehören die Oberkiefer, Zwischenkiefer, Nasenbeine, Thränenbeine , Jochbeine, Flügelbeine und Gaumenbeine, sowie der Unterkiefer und die Zungenbeine. Die Physiognomie des Schädels wird sehr wesentlich durch die Entwickelung des Oberkiefers (Maxilla Mx) bedingt. Beim Menschen