Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. III. Band: Vertebrata (Pisces, Amphibia, Reptilia, Aves) (München und Leipzig, 1887-1890)

3. Classe. Reptilia. Kriechthiere - 8. Ordnung. Dinosauria - Zeitliche Verbreitung und Stammesgeschichte der Dinosauria

800 Vertebrata, Amphibien. bekannt. Yon Dorygnatlius wurden Unterkiefer und ansehnliche Skelettheile im oberen Lias von Banz in Franken und Boll in Württem­berg gefunden. Nicht allzuselten, jedoch niemals im Zusammenhang finden sich Knochen und Zähne von Rhamphoceplialiis im braunen Jura (Bathonien) von Stonesfield bei Oxford. Das Hauptlager für trefflich er­haltene, zuweilen in vollständigen Skeleten überlieferte Flugsaurier bildet der oberjurassische Plattenkalk (lithographische Schiefer) von Eichstätt, Solnhofen, Daiting, Kelheim u. a. 0. in Bayern, sowie die gleich­altrigen Ablagerungen von Nusplingen in Württemberg und Cerin im Bugey (Frankreich). Die Gattungen Pterodactylus und Rhampliorliynclius sind hier durch mehrere, Ptenodracon und Scaphognathus durch je eine Art vertreten. Auch die Kimmeridge und Portlandschichten von Eng­land, Nordfrankreich und Solothurn haben spärliche Ueberreste geliefert und in den oberjurassischen Atlantosaurus-Schichten von Colorado beweist das Vorkommen der Gattung Dermodactylus, dass es an Flugsauriern von ansehnlicher Grösse in der Jurazeit auch in Nord-Amerika nicht fehlte. Verschiedene in der Pur beck- und Wälderstufe Englands auf­gefundene Knochen werden von Seeley den noch unvollständig bekannten Gattungen Ornitlioclieirus, Doratorhynchus und Ornithodesmus zugewiesen. Die jüngsten, aber auch grössten Vertreter der Flugsaurier kommen in Europa im Gault, Grünsand und in der weissen Kreide von England, vereinzelte Knochen auch in den Iserschichten von Böhmen vor. Alle diese Ueberreste werden vorläufig unter der Collectivbezeichnung Ornitlioclieirus zusammengefasst. Von hohem Interesse ist die Entdeckung der zahnlosen Pteranodontia in der mittleren Kreide von Kansas, welche sich als die jüngsten, grössten und in mancher Hinsicht vogelähnlichsten Vertreter der Flugsaurier erweisen. Ueber die Stammesgeschichte der Pt er osauri a lässt sich wenig sagen. Sie treten in der oberen Trias und im Lias mit allen typischen Merkmalen ausgerüstet und vollkommen fertig auf, differenziren sich im oberen Jura und in der Kreide mehr und mehr, sterben aber schon am Schluss des mesozoischen Zeitalters aus, ohne irgendwelche modifizirte Nachkommen in jüngere Ablagerungen zu überliefern. Die Flugsaurier stellen somit einen nicht weiter entwickelungsfähigen Seiten­ast des Reptilienstammes dar, welcher sich zwar den Vögeln nähert, jedoch von diesen ebenso scharf geschieden ist, wie von den ver­schiedenen Ordnungeu der Reptilien. Unter den letzteren könnten höchstens die paläozoischen Vertreter der Rhynchocephalen als Ahnen der Flugsaurier ins Auge gefasst w Terden, obwohl auch diese durch fundamentale Unterschiede von denselben getrennt sind.

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