Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. III. Band: Vertebrata (Pisces, Amphibia, Reptilia, Aves) (München und Leipzig, 1887-1890)

3. Classe. Reptilia. Kriechthiere - 8. Ordnung. Dinosauria - Zeitliche Verbreitung und Stammesgeschichte der Dinosauria

Pterosauria. Ornithocheiridae. 797 carpalia kurz; Krallen der drei inneren Finger gross. Spannknochen kurz. Erste Phalange des Flugfingers kürzer als die zweite. Schambeine breit, knieförmig geknickt. Das einzige bis jetzt vorhandene Skelet aus dem lithographischen Schiefer von Bayern befindet sich im Bonner Museum und wurde von Gold fuss als Pterodactylus crassirostris beschrieben. Die der Abhandlung beigefügte Restauration, welche in viele geologische Lehrbücher überging, leidet an verschiedenen Gebrechen, da die fehlenden Theile theils falsch, theils nach Pterodactylus ergänzt wurden. ScapJiognathus gehört offenbar zu den Rhamphorhynchiden und besass wahrscheinlich einen langen Schwanz; die Vorderextremitäten haben wie alle Pterosaurier ausser den Flugfingern nur drei (nicht vier) mit Krallen besetzte Finger. Zu Scaphognathus stellt Newton (Philos. Trans. 1888 Bd. 179) einen sehr langgestreckten Schädel von ansehnlicher Grösse aus dem oberen Lias von Whitby in Yorkshire (S. Purdoni), welcher den hinteren Theil des Kopfes, die Schädelbasis, einen Theil des Gaumens und die Gehirnhöhle in vorzüg­licher Erhaltung zeigt. 3. Familie. Ornithocheiridae. Unter dieser Bezeichnung sind vorläufig eine Anzahl Flugsaurier von be­trächtlicher Grösse zusammengefasst, welche in der Kreide und Wälderstufe von England nicht allzu selten vorkommen. In der Regel liegen nur vereinzelte Knochen, Kiefer und Schädelfragmente von mangelhafter Erhaltung vor, welche über den Gesammtbau des Thieres nur unvoUständigen Aufschluss gewähren, ja es in manchen Fällen sogar zweifelhaft lassen, ob dieselben zu Vögeln oder Reptilien gehören. Der Schwanz war nach Seeley lang. Die Kiefer sind oben und unten bis zur Spitze bezahnt, der Schädel meist stark verlängert, zuweilen aber auch kurz und stumpf. Astragalus hin und wieder mit der Tibia verschmolzen. 0rnithocheirus Seeley (Palaeornis Mantell, Cimoliornis Owen, Ptero­dactylus Bowerbank, Owen, Coloborhynchus Owen, Ornithostoma Seeley, Cretornis Fritsch). Schädel sehr stark verlängert, Schnauze und Unterkiefer bis zur Spitze mit kräftigen, entfernt stehenden, in Alveolen eingefügten Zähnen von rundem oder zusammengedrücktem Durchschnitt besetzt. Gaumen­dach mit einem Mediankiel, welchem eine Rinne in der Symphysenregion des Unterkiefers entspricht. Scapula und Coracoid meist verschmolzen. Unvollständige, dünnwandige Oberarmknochen aus dem Wealden wurden schon 1827 von Mantell als Vogelreste (Palaeornis Clifti ) beschrieben. Auch Owen (Geolog. Trans. 2. Ser. VI) hielt anfänglich das distale Ende eines grossen Metacarpus aus der mittleren Kreide von Kent für einen Vogel­knochen (Cimoliornis ). Bowerbank 1) fand jedoch in denselben Schichten bezahnte Kiefer und verschiedene andere Skeletknochen, welche er auf Grund ihrer mikroscopischen Structur zu den Reptihen und zwar zu Pterodactylus 1) Quarterly Journ. geolog. Soc. 1846. II. p. 6 u. 1848. IV. p. 2.

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