Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. III. Band: Vertebrata (Pisces, Amphibia, Reptilia, Aves) (München und Leipzig, 1887-1890)

VII. Stamm. Vertebrata. Wirbelthiere - 1. Classe. Pesces. Fische - I. Unterclasse. Leptocardii - II. Unterclasse. Cyclostomi

Leptocardii. Cyclostomi. Rundmäuler. 57 I. Unterclasse Leptocardii 1). Fossile Ueberreste der kleinen, jeglicher fester Skeletbildung ent­behrenden Lanzettfischchen können füglich nicht erwartet werden. Die Gattung Amphioxus (Branchiostoma) ist gegenwärtig fast über die ganze gemässigte und warme Zone der Erde verbreitet, entgeht jedoch wegen ihrer geringen Grösse und ihrer Fähigkeit sich in Sand einzu­graben, leicht der Beobachtung. Es ist überaus wahrscheinlich , dass auch in früheren Erdperioden dem Amphioxus ähnliche Thiere gelebt haben; ja Haeckel nimmt an, dass die Leptocardier allein uns eine ungefähre Vorstellung von dem Aussehen und der Organisation der gemeinsamen , vielleicht in cambrischen Ablagerungen existirenden Urahnen der Wirbelthiere gewähren. II. Unterclasse Cyclostomi 2). Rundmäuler. Auch die Cyclostomen entbehren im inneren Skelet kalkiger, er­haltungsfähiger Theile und da auch in ihrer Haut weder Schuppen noch sonstige Hartgebilde abgesondert werden und sogar ihre Zähne von horniger Beschaffenheit sind, so bietet der ganze Körper keine zur Fossilisation geeigneten Theile dar 3). 1) lemos dünn, xagSia Herz. 2) xvy.los Kreis, axófta Mund. 3) Als Zähne fossiler Cyclostomen wurden mehrfach gewisse winzige, zuge­spitzte Körperchen von sehr verschiedenartiger Form gehalten , welche Pander 1) zuerst aus cambrischen Ablagerungen der russischen Ostseeprovinzen beschrieben und Conodonten genannt hatte. Die Conodonten sind selten mehr als 1—2 mm hoch oder breit, glänzend, zu­gespitzt, an der Basis erweitert und meist etwas ausgehöhlt, mehr weniger gekrümmt, vorn und hinten gekielt, an den Seiten glatt. Neben den einfachen Zähnchen gibt es zusammengesetzte, kammförmige bei denen von einer verlängerten Basis eine ganze Anzahl in einer Reihe neben einander stehender Spitzen ausgehen, von denen häufig eine bald in der Mitte, bald am vorderen Ende befindliche, die übrigen an Grösse und Stärke überragt. In Salpeter- und Salzsäure lösen sich die kleinen Körperchen unter Brausen auf; sie bestehen aus kohlensaurem Kalk und Spuren von Phosphorsäure; ihre Farbe ist bald röthlich - braun und durchscheinend, bald weiss und undurchsichtig, bald schwärzlich. Dünnschliffe der Krone zeigen bei 100 — 300facher Yergrösserung eine sehr dichte, schmelzähnliche, aus parallelen Lamellen zusammengesetzte Substanz , die häufig mit zahlreichen schwärzlichen Punkten (Verunreinigungen beim Fossilisationsprocess) erfüllt ist. Die in Dünn­schliffen als Längslinien erscheinenden Lamellen sind übereinandergeschichtete und sich umhüllende kegelförmige Duten. Von der Basis ausgehende und nach oben 1) Pander Ch. H. Monographie der fossilen Fische des silurischen Systems des russisch­baltischen Gouvernements. St. Petersburg 18. Rohon und Zittel über Conodonten, Sitzgsber. der k. bayr. Akad. math.-phys. Cl. 1886.

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