Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. I. Band: Protozoa, Coelenterata, Echinodermata und Molluscoidea (München und Leipzig, 1880)
V. Stamm. Mollusca, Weichthiere - A. Molluscoidea - 1. Classe. Bryozoa. Moosthierchen, Mooskorallen - 1. Ordnung. Phylactolaemata. Allm (Lophopoda) - 2. Ordnung. Gymnolaemata. Allm
614 Mollusca. Bryozoa. \ leisten fehlen, allein hei einem Theil der Zellen verlaufen eine oder häufiger drei verticale vorspringende Leisten der ganzen inneren Zellenwand entlang und ragen in Querschnitten als spornförmige Yorspriinge in das Zellenlumen herein (Fig. 445 b). Nach Nicholson und Dybowski muss der Namen Chaetetes auf diejenigen Formen beschränkt werden, welche wie Ch, radians mit vorspringenden Längsleisten versehen sind, deren Bedeutung und Homologie nicht ermittelt ist, obwohl sie Lonsdale als die Anfänge neuer Zellenwände betrachtet und somit eine Vermehrung durch Selbsttheilung annimmt, die freilich bei typischen Bryozoen niemals vorkommt. In der oben angedeuteten Begrenzung scheint die Gattung Cliaetetes auf die Steinkohlenformation beschränkt zu sein. Ch. radians findet sich bei Moskau in Stöcken von 2— 2 1/i i m Durchmesser und bildet daselbst ganze Schichten. Ganz ähnliche feinröhrige Stöcke mit übereinstimmender innerer Struktur kommen auch im oberen Jura vor (Ch, eapüliformis Mich.). d'Orbigny stellt dieselben fälschlich zur Gattung Polytrema Risso. Montieulipora d'Orb. emend. Nicholson (Dianulites Eichw., Ceriopora p. p., Chaetetes p. p. , Montieulipora p. p. auct. , Hexaporites Pander, Orbitulites p. p. Eichw., Nebulipora M'Coy, Cladopora p. p. Hall, Rhinopora Hall). Stock von sehr veränderlicher Gestalt, massiv, knollig, halbkugelig, ästig, blättrig oder incrustirend, aus zahlreichen dichtgedrängten Röhren bestehend, deren Wände jedoch nicht verschmolzen sind. Wände in der Regel undurchbohrt. Querböden wohl entwickelt, namentlich in der Nähe der Oberfläche. Die Zellenröhren von zweierlei Grösse, davon die engeren meist mit mehr Querböden als die weiteren. Oberfläche eben oder häufiger mit hügelförmigen Erhöhungen, welche durch Gruppen grösserer Röhren gebildet werden. Das Genus Montieulipora in obiger von Nicholson verbesserter Begrenzung (Tabulate corals p. 296) enthält eine grosse Anzahl ungemein vielgestaltiger, aus feinen Röhren bestehender Stöcke, welche vorzugsweise in der Silurformation verbreitet sind. Fig. 446. Tangentialschnitt parallel der Oberfläche durch einzelne Zellen von a Montieulipora pulchella E. H., b von M. ramosa E. H. (vergr., nach Nicholson) und c von M. petropolitana Pand. (vergr., nach Dybowski). Die Hauptunterschiede von Chaetetes beruhen in dem Mangel von Längssepten, in der verschiedenen Grösse der Röhren und in den meist deutlich von einander unterscheidbaren Wänden der einzelnen Röhren. An Stöcken mit dichtgedrängten polygonalen Röhren erweisen sich die gemeinsamen Wandungen entweder durch eine dunkle mediane Linie (Fig. 446 a) oder durch verticale Wand-