Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. I. Band: Protozoa, Coelenterata, Echinodermata und Molluscoidea (München und Leipzig, 1880)

Einleitung - II. Vorkommen und Aufeinanderfolge der Versteinerungen in den Erdschichten

Gliederung der Formationen. 23 Die neueren Untersuchungen haben den Glauben an die Kataklysmen­Theorie vollständig erschüttert. Man hat sich überzeugt, dass der Ent­wicklungs- und Umwandlungs-Process der organischen Schöpfung ein all­mäliger und ununterbrochener war und dass scharfe Grenzen nur da vorkommen, wo durch beträchtliche Veränderungen in den Existenzbe­dingungen und namentlich in der Vertheilung von Wasser und Land entweder grosse Umgestaltungen in der Lebewelt eintraten oder Unter­brechungen in der Sedimentbildung stattfanden. Es wird heute kaum noch bezweifelt, dass die verschiedenen Stufen, Formationsabtheilungen und Formationen ziemlich willkürlich und fast ausschliesslich nach den im nördlichen Europa herrschenden Verhältnissen abgegrenzt sind. Wenn auch zugestanden werden muss, dass in jeder der genannten Abtheilungen eine überwiegende Mehrheit eigentümlicher Formen begraben liegt, so zeigte sich doch bei Erweiterung unserer Kenntnisse die Zahl der „durchgehenden", von einer Stufe in die folgen­den aufsteigenden Arten weit grösser, als man früher annahm; ja die Formationsgrenzen scheinen sich sogar mehr und mehr zu verwischen. Gliederung der Formationen. Ursprünglich wurden die verstei­nerungsführenden geschichteten Sedimentgesteine , „das Flötzgebirge" der älteren Geologen, in zwei Abtheilungen zerlegt: Das Ueber­gangs- oder Primär-Gebirge und das Secundärgebirge ; diesen stellte man die jüngsten, meist lockeren Bildungen als „aufgeschwemm­tes Land" oder Tertiärgebirge gegenüber. Später gelangte man zu verschiedenen anderen Einteilungen, unter denen die von Alcide d'Or­big ny aufgestellte namentlich in Frankreich fast allgemeine Annahme fand. d'Orbigny nimmt 6 Perioden oder „terrains" an, (azoische, palaeozoische, triasische, jurassische, cretacische, tertiäre und gegenwärtige) und zerlegt diese wieder in 27 Stufen (Etages). Die unten stehende, für dieses 'Lehrbuch gewählte Einteilung entspricht den gegenwärtig unter den Geologen herrschenden Anschauungen und ist der Hauptsache nach den Lehrbüchern von Lyell, Naumann, Quenstedt, Cred­ner u. a. zu Grunde gelegt. I

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