Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. I. Band: Protozoa, Coelenterata, Echinodermata und Molluscoidea (München und Leipzig, 1880)

II. Stamm. Coelenterata, Pflanzenthiere - 1. Classe. Spongiae. Seeschwämme

Systematische Eintheilung. 137 4. Tetractinellidae. Marshall. Skelet hauptsächlich aus regelmässigen vierstrahligen oder ankerförmigen Kieselkörpern mit 4 Axen bestehend. 5. Lithistidae. Schmidt. Skelet aus innig verflochtenen, ästigen, vielfach gezackten, bald vierstrahligen, bald ganz unregelmässigen Elementen zusammen­gesetzt. 6. Hexactinellidae. Schmidt. Skelet aus isolirten oder verschmolzenen Sechsstrahlern bestehend. 7. Calcispongiae. Blainv. Skelet aus Kalknadeln. Sämmtliche Spongien der Jetztzeit sind Wasserthiere und zwar mit Ausnahme einer einzigen Gattung (Spongilla) Bewohner des Meeres. Sie halten sich vorzugsweise an felsigen und steinigen Küsten in geringer Tiefe auf und finden sich unter allen Breiten, doch in grösserer Zahl in warmen als in kalten Regionen. Während die Kalkschwämme, Myxo­spongien und Hornschwämme als entschiedene Seichtwasser- und Strand­bewoliner zu bezeichnen sind, finden sich die Kieselschwämme unter sehr verschiedenen Existenzbedingungen. Die Lithistiden leben vorzugsweise in Tiefen zwischen 100 und 350 Faden, die Hexactinelliden zwischen 100 und 600 Faden, die übrigen kommen theilweise in ganz seichten, theihveise in sehr tiefen Regionen des Meeres vor. Fossile Spongien haben schon lange die Aufmerksamkeit der Geologen auf sich gezogen, da sie namentlich in der Jura- und Kreide­formation in erstaunlicher Menge auftreten. Der weisse Jura von Süddeutschland und der Schweiz ist häufig in der Facies von Spongiten­kalken entwickelt und besteht grossentheils aus verkalkten Skeleten von Hexactinelliden und Lithistiden. In ähnlicher Häufigkeit findet man Kieselspongien in der weissen Kreide und im Pläner von Norddeutschland, England und Frankreich. Fossile Kalkschwämme treten massenhaft nur in Ablagerungen seichter Gewässer auf. Die mergeligen Triasschichten von St. Cassian in Tyrol, die kalkigen und sandigen Mergel des Neocom, der Tourtia und der obersten Kreide sind Gesteine, welche stellenweise von Kalkschwämmen überfüllt sind. Die ältesten Beschreibungen und zum Theil recht kenntlichen Ab­bildungen fossiler Spongien rühren von Mo scar do (1556), Bau hin us (1598), Plot (1675), Luidius (1699) und Lang (1708) her. Allein weder die genannten Autoren noch ihre Nachfolger im vorigen Jahr­hundert, wie Sclieuchzer, Baj er, Kundmann, Walch und Knorr u. A., hatten eine richtige Vorstellung von diesen, bald für Pflanzen, bald für Zoophyten angesprochene Ueberresten. Die ersten sorgfältigeren Beobachtungen veröffentlichte zwischen 1768 und 1786 Guettard, auf welche sich die Arbeiten von Parkinson, Lamouroux und Mantell

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