Karl Alfred von Zittel: Geschichte der Geologie und Paläontologie bis Ende des 19. Jahrhunderts (München und Leipzig, 1899)
3. Periode. Das heroische Zeitalter der Geologie von 1790-1820
86 ®a§ íjeroiídje 3 e^alter ber ©eoíogie. herüorragenbfte itnb einflußreichfte Stellung ein. SEßerner War burd) ungewöhnlich fájarfe Beobachtungsgabe, buret) bie gät)igfeit Alles, waS er gefefjen, gehört unb gelernt hatte, frjftematifcf) §u orbnen, unter allgemeine GeficljtSpunfte zu bringen, unb in unübertrefflicher Klarheit münbtich roieber §u geben, §um Sehrer präbeftiniert. (Sine baí)n= brechenbe Abhanblung über bie äu^erltdtjeji Kennzeichen ber goffiíien üerfdjaffte iljnt fájón im jugenbíicf)en Atter eine heroorragenbe ©tel= tung unter ben bamalS íebenben Mineralogen. • ©ein Stuf erhöhte fich aber beträchtlich, als er oon 1780 an auch neben ber Minera^ logie Borlefungen über GebirgSfunbe ober Geognofie, Wie er biefe bis bahin noch niemals öffentlich gelehrte 3Siffenfcljaft nannte, abhielt, greiberg würbe nunmehr ber Mittelpunft für mineralogifche unb geo= gnoftifáje ©tubien; auS allen Säubern Europas eilten Wißbegierige, gum ©h eti fcfjon: als felbftänbige gorfdfjer erprobte Männer nadj ber fleinen fächfifcljen Bergftabt, um ben 20 orten beS gefeierten MeifterS gu laufchen unb fich 1301 1 tf)m in bie SBiffenfcfjaft ber Mineralogie unb Geognofie einführen zn laffen. 2>em ßauber feiner liebenSWürbigen unb befdjeibenen Sßerfönlicf)* feit, bem EnthufiaSmuS, ber feltenen Klarheit unb Berebfamíeit, womit art, bie feit 300 fahren int 23erg= unb §üttenfad)e t^ätig war. Sein SSater, ber ßberauffeher eine§ Salntfcljen GnfenhammerWerfS , wedte in bem frühreifen Änaben ba§ Qntereffe für Mineralogie in bem SJcaafte, baß er ficf) balb eine grünblidje Äennfniß ber meiften bamal§ befannten Mineralien erwarb, üftaef) ÜBefucf) ber 2Baifenfjau§fcf)uie in SSunglau in Scf)Iefien trat er al§ ©efjilfe in ba§ bäterlid)e ©efdjäft; eine (£r§oIung§reife nad) ííaríebab führte SBerner im 18. Qafjre nach ^reiberg, wo if>n ber Sínbíid ber berg= unb fjüttenmännifdjen Anlagen gum Stubium ber SSergwiffenfdjaft Begeifterte. @r begog 1769 bie Bergaf'abemie, fiebeite 1771 an bie Llniüerfität Seipgig über, um fid) bafefbft bie §um Staat§= bienft erforberiidje recfit§wiffenfcf;aftlid)e 3lu§bilbung gu üerfdjaffen unb fdjrieb ^ier feine erfte 9lbf)anblung über bie äufeerlicfjen Kennzeichen ber goffilien (Seidig 1774). 1775 würbe 28erner al§ iSnfpector ber Sammlungen unb al§ Sefyrer ber Mineralogie an bie SBergafabemie in greiberg berufen, eine Stellung, bie er über 40 Qafyre lang, bi§ gu feinem SEobe befleibete. (Sr ftarb unbermäljlt am 30. Quni 181.7 in ©reiben, wohin er fiel) gur Teilung eine§ langjährigen Seiben§ begeben hatte. 2lbgefef)en bon zahlreichen, faft jährlid) wieberfehvenben S3abereifen nad) Karl§bab, wobei er gelegentlich auch 9iegen§burg, Mündjen unb Dürnberg befugte, h ai : ferner nur im 3ah r e l 80 2 eine einzige größere Dieife nadi $ari§ unternommen, wo er bon ben bortigen g-adjgenoffen mit großer Wu§geid)nung behanbelt würbe. Seine Mineralienfautmlung unb reiche 23ibiiotf)ef würben nad) feinem Sobe für bie Bergafabemie in greiberg erworben. (Siteratur: SBlöbeÄ. Wefrolog, ®re§ben 1819. S. grifch, Sebenebefchreibung 21. SBerner'S, Seidig 1825.)