Bél Mátyás: Sopron vármegye leírása III.; C sorozat 4. kötet - Sopron Város Történeti Forrásai (Sopron, 2006)
TANULMÁNY - TÓTH GERGELY : Bél Mátyás leírása Sopronról és Sopron vármegyéről: a mű és forrásai
Civitas fidelissima? Ödenburgs Treue in dem Werk von Bél Wie es sich auch aus der oben dargestellten Zusammenfassung herausstellt, machen in der überarbeiteten historischen Beschreibung von Bél — trotz der Verwendung der lokalen Quellen — die Ereignisse der „Geschichte außerhalb der Stadt" noch immer den größten Teil aus. Der Hauptton fallt darauf, wie die Stadt Ödenburg auf die Herausforderungen der Landesereignisse reagierte, und wie sie versuchte, in kritischen Situationen dem aktuellen-Tferrscher treu zu bleiben, indem sie mit den vor den Mauern stehenden Feinden irgendwelches modus vivendi finden wollte. Die Treue ist in der Geschichte der Stadt aus mehreren Hinsichten ein wesentlicher Begriff. Ödenburg war eine königliche Freistadt, deren Grundherr der König war, von ihm sie die Privilegien bekam, deshalb versteht sich ihre Treue von sich selbst — das war die Grundlage ihrer Existenz. Aber im Fall von Ödenburg bedeutete dieses Wort nicht nur eine Formel in der Urkunde. Aus der gründlichen und ausführlichen Darstellung von Bél wird verständlich, wie oft die fides oder die fidelitas der Ödenburger Bürger auf Probe gestellt wurde. Bis zum Jahr 1526 wurde die Stadt oftmals von Wien, dem Machtzentrum aus (bzw. einmal von Prag aus) gefährdet. Später wurde sie gerade von den gegen Wien auftretenden Kräften (den Türken bzw. den Heeren von Bocskai, Bethlen, Thököly und Rákóczi) angegriffen. Es ist daher kein Zufall, daß das Wort fides (Treue) und seine Ableitungen (ßdelis, fideliier, fidelitas) in der Stadtbeschreibung 72 Male (!) vorkommen. Dieses immer wiederkehrende Dilemma, die Problematik der Treue verband die Teile der Stadtgeschichte von Bél, und macht sie zu einem außerordentlich einheitlichen und wirkungsvollen Schriftstück. Deswegen lohnt es sich zu untersuchen, wie Bél die Geschichte der Stadt aus diesem Gesichtspunkt aus interpretierte. 1273 wurden die Ödenburger von Fremden Truppen überfallen. Das ist der allererste — in den Quellen überlieferte und auch von Bél bekannte — Fall, als die Stadt gezwungen war, sich den Heeren des böhmischen Königs Ottokar II. (1253-1278) zu ergeben. Aus der Urkunde 1277 von König (Kun) László IV. kann man erfahren, daß die Bürger dem fremden Herrscher ihre eigenen Söhne als Geisel gaben, um ihn von ihrer Treue zu versichern. 84 Anhand der Urkunde des ungarischen Königs sollen sie es „aus schwerer Not" (gravi necessitate compulsi) getan haben, und er lobte sie, weil sie ihm die Stadt „ihre Söhne für die Bewahrung ihrer Treue nicht schonend", „ohne Schaden und Gefahr" zurückgaben, obwohl „ihre Söhne in Böhmen blieben". Bél würdigte im Einklang mit der Urkunde die Treue der Ödenburger, da „sie sich nicht einmal eine Minute lang zögerten, dem böhmischen König Ottokar, dem größten Feind der Ungarn durch ihre Söhne Bürgschaft zu leisten, als er diese Gegend verheerte" (§ VI). 85 Katalin Szende bemerkt im Zusammenhang mit der Urkunde 1277 von 84 FEJÉR, Georgius: Codex diplomaticus Hungáriáé ecdesiasticus ac civilis. Tom. V. Buda, 1829 (im weiteren: CD V.) 2. 397-401. Korrekturen: HAZI 1/1. 7-8. 85 Bél berief sich hier auf eine Abschrift der Urkunde von 1277 aus dem Jahre 1282 (CD V. 3- 120., Korrekturen: HÁZI 1/1. 9.), im nächsten Kapitel zitierte er bereits aus der Urkunde von 1277.