H. Németh István - D. Szakács Anita: Johann Wohlmuth soproni polgármester naplója 1717-1737 (Sopron, 2014)

D. Szakács Anita: Johann Wohlmuth életútja és karriere

Lebenslauf und Karriere von Johann Wohlmuth die Zeitspanne vom 22. Juli 1717 bis zum 27. Juni 1737. Diese eine Menschengeneration umspannende Zeitperiode fällt in die Herrscherzeit des ungarischen Königs Karl III. (1710— 1740). Er sicherte zwar seinem Land im Vergleich zu früheren Zeitperioden eine friedliche­re Zeit, doch ist seine Herrschaft sowohl durch eine Zentralisation auf dem Gebiete der Verwaltung und der Wirtschaft als auch durch eine auf Verordnungen beruhende Rekatholi- sation charakterisiert. Diese Quelle stellt die Stadtgeschehnisse aus der Sicht der stadtleiten­den Elite dar, ermöglicht einen Blick in die Erreignisse der damaligen Verwaltung, des Rechtswesens (Beamtenrestaurationen, 1718, 1730, 1733 Urteilsverkündigungen, Schätzun­gen von Mühlen, Kaufverträge, Testamentserrichtungen), liefert einen wichtigen Beitrag zur Untersuchung der zeitgenössischen Konfessionalisierung (z.B. 1723: die Wahl der evangeli­schen Prediger; 1727, 1734: Besuch des Raaber Bischofs, sein Empfang); zur Erfassung der Funeralkultur der Zeit (z.B. 1723: die Beisetzung des evangelischen Predigers Michael Meißner, 1724 das Begräbnis des evangelischen Predigers Andreas Kastenholz), kann zur Stadttopographie wichtige Informationen beisteuern (z.B. 1724: das Dreißigerhaus, 1725, 1729, 1730, 1737 Feuerbrünste in der Stadt und Umgebung). Auch zu einem weniger be­kannten Rechtsbereich der königlichen Freistädte, zur Ausübung des Patronatsrechtes, in deren vorgenommenen Entscheidungsmechanismen erteilen seine Aufzeichnungen einen Aufschluss (Besetzung der leergewordenen Benefizien, 1733 Visitation der Kirchen und Schulen). Internationale handelshistorische Bedeutung tragen seine Vermerke und Kom­mentare bezüglich des Ausfuhrverbotes des Ödenburger Weines nach Schlesien (z.B. 1727). Natürlich bleiben aus so einer persönlichen Quelle auch einzelne familiäre Ereignisse nicht aus, wie z.B. der Vermerk über die Abreise seines Sohnes Johann Leopold an die Universi­tät in Jena (1737). Uber die überwiegend aus lokaler und regionaler Sicht wichtigen Informationen hinaus stellen die von Jahr zu Jahr über die Beamtenrestaurationen verzeichneten Vermerke seine Quelle in den Kreislauf der landesweiten, beziehungsweise der internationalen Geschichts­schreibung. Wohlmuth beschreibt in seinen Aufzeichnungen die bei der Beamtenrestaurati­on der königlichen Freistadt vorgenommenen Abwicklungsmechanismen der Wahlen, die dabei praktizierten Wahlriten, die über die Rechtmäßigkeit der Restauration ausgeübte Re­gierungskontrolle, das Aufeinandertreffen zwischen den Regierungsvertretern und der örtli­chen politischen Elite, die Formen der symbolischen Kommunikation. Das Aufzeichnungs­buch belebt durch Wohlmuths persönliche Eindrücke und Schilderungen das auf Grund der Ratsprotokolle und sonstiger offiziellen Ratsquellen eher entfaltende karge Bild und bringt aus einer aus der internationalen komparativen Forschung der städtischen Beamten­restaurationen bisher fehlenden Region ungarische, beziehungsweise Ödenburger Angaben, die sich auch auf Grund der Sprache in die internationale Forschung integrieren lassen und damit sowohl auf dem Gebiete der ungarischen als auf dem Gebiete der internationalen Städte- und Verwaltungsgeschichte als ausgezeichnete Quelle zu verwerten sind. 87

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