H. Németh István - D. Szakács Anita: Johann Wohlmuth soproni polgármester naplója 1717-1737 (Sopron, 2014)

H. Németh István: A város szolgálatában Johann Wohlmuth pályafutásának várospolitikai tényezői

Wenn wir die Graphik Nr. 3. betrachten, können wir leicht erkennen, dass in den letz­ten Jahren des 17. Jahrhunderts die Steuerrückstände der Stadt Tyrnau im Durchschnitt bei 20—25 Prozent lagen. Auf diese Werte wirkten sich die nachfolgenden verheerenden Kriegs­jahre entscheidend aus. Die Angaben zeigen eine klare Tendenz zur Verschuldung der Stadt: Binnen dieser zwei Jahrzehnte stiegen ihre Steuerschulden von 25 auf mehr als 60 Prozent; dies stimmt auch mit den narrativen Quellen über die Verwüstung der Stadt und über ihre sinkende Einwohnerzahl überein.33 Beinahe in jeder königlichen Freistadt war also die Stadtverwaltung im 17. Jahrhundert mit dem Problem der angehäuften Steuerrückstände konfrontiert, mit einem Problem, das auch von den königlichen Kommissaren am schärfsten untersucht wurde. Diese häufig gewaltigen, kaum zurückzahlbaren Summen entstanden aus den Steuerrestanzen sowie aus Krediten, die man aufgenommen hatte, um die verschiedenartigen städtischen Ausgaben (unter anderem die Steuerrückstände) bestreiten zu können. Oft wurden die verpachteten städtischen Besitzgüter mit diesen Krediten belastet. Die Lage der Städte wurde durch das nachdrückliche Auftreten der Kammer ab dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts weiter erschwert. Um die Steuerrückstände einzutreiben, bediente sich die Kammer des Militärs und wollte — mit rechdicher Begründung — die Stadtgüter konfiszieren. Die Lösung lag für die Kammer auf der Hand: das sofortige Eintreiben aller Schulden der Städte. Mit aller Macht versuchte man, die Einkünfte des städtischen Schankhauses zu erhöhen und den Stadtbürgern gleichzeitig zu verbieten, fremde Schankhäuser zu besuchen und dort Geld auszugeben.34 Die Städte wagten es diesmal nicht, sich zu widersetzen und lange Verhand­lungen zu führen, sondern begriffen, dass künftig der zu beschreitende Weg der der Bereit­willigkeit gegenüber den ebenfalls über militärische Macht verfügenden Kammern sein würde.35 Der rechtlichen Begründung seitens der Kammer lag das Beispiel der österreichi­schen Erbländer zugrunde. Dort verwendete man schon seit Jahrzehnten den Terminus „Kammergut”.36 Auch der ungarische königliche Kronanwalt äußerte sich unterstützend: Die Steuern der Städte hingen lediglich von dem Entschluss der Kammer ab, und bei ihrem Eintreiben sei es erlaubt, der Praxis der Grundherren zu folgen, die Stadtgüter dürften also auch besteuert werden. In den oberungarischen Städten finden wir dazu genügend Beispiele, denn ihre Güter wurden nach und nach von der Kammer beschlagnahmt.37 Für die Mehrheit der Städte bedeutete die Einquartierung der Soldaten, die in den Feld­zügen in Ungarn kämpften, eine völlig neue Situation. In Kaschau [heute Kosice, Slowakei] verursachte die Gegenwart der sich ab Mitte des 16. Jahrhunderts niedergelassen habenden Soldaten zum Beispiel zahlreiche rechtliche und gesellschaftliche Konflikte. Trotzdem war das Zusammenleben von Soldaten und Stadteinwohnern relativ gut.38 Diejenigen Soldaten aber, die im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts in die Stadt zogen, gehörten nicht mehr zur ständigen Garnison, sondern waren von ausländischer Herkunft. Sie wechselten oft ihren Wohnort, wo sie sich nur aufhielten, wenn sie nicht im Krieg waren, jedoch beanspruchten sie ihren Unterhalt von der Stadt. Gegen deren Ansiedlung in der Stadt trat nicht nur der Die Karriere von Johann Wohlmuth im Spiegel der Stadtpolitik 33 Németh, 2008/a.; Németh, 2008/b. Ober ähnliche Tendenzen in Zusammenhang mit Pressburg [Bratislava in der Slowakei] siehe Németh, 2012/b. 34 AMK H III/2. pur. 29. fol. 122. 9. Februar 1673; fol. 102-103. 24. Oktober 1672, fol. 121. 9. Februar 1673. 35 AMK H III/2. pur. 29. fol. 17-18. 9. März 1671. 36 Scheutz, 2007., Scheutz, 2008. 37 MNL OL E 251 (Caus. Reg. Vice-Dir.) Fase. 1. Nr. 9. 1672.; MNL OL E 23 (Litt. cam. Seep.) 22. Aprü 1673, bzw. vgl. E 23 (Litt. cam. Seep.) 20. März 1673. 38 Im Fall von Kaschau zur Zusammenfassung der Geschehnisse im 16.—17. Jahrhundert vgl. Németh, 1997.; Németh, 2004. Bd. 1. 303-334. 41

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