Leopold Auer - Manfred Wehdorn (Hrsg.): Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv (2003)
Bestände - VI. Weltreise
179 Österreich zählte zwar nicht zu den europäischen Kolonialmächten, als Schutzmacht der katholischen Christen im Osmanischen Reich, vor allem im Heiligen Land, hat sich die Monarchie aber stets verstanden. Der von Österreich protegierten katholischen Mission in den islamischen Ländern war freilich kein Erfolg beschieden, auch nicht auf dem afrikanischen Kontinent: Im Sudan etwa stand die Bedeutung der katholischen Mission (Nr. 11) in keinem Verhältnis zu jener des berühmten Slatin Pascha (Rudolf Slatin), eines Österreichers in britischen Diensten, dessen Anteil an der Niederwerfung des Mahdi-Aufstandes nicht unterschätzt werden darf. Ausgangs- und Endpunkt unserer Weltreise ist natürlich die Haupt- und Residenzstadt Wien: Die Karte der Postverbindungen aus dem Jahre 1833 zeigt deutlich deren Dichte und Häufigkeit (Nr. 1). Über Buda, das durch eineinhalb Jahrhunderte von den Osmanen besetzt war (Nr. 2), führt die Reise durch die europäischen Teile des Osmanischen Reiches - mit einem Abstecher nach Rußland - weiter über Persien und Indien nach China. Mit der Fregatte „Novara" wird Neuseeland erreicht, in Südamerika leisteten österreichische Wissenschaftler mit der Erforschung Brasiliens Pionierarbeit. Die Frage der Behandlung schwarzer Sklaven in Westindien (Nr. 10) spielte bei den Beratungen des Wiener Kongresses 1814/15 zwar keine vorrangige Rolle, immerhin wurde aber eine Deklaration erlassen, künftig den Sklavenhandel zu verbieten. Über Afrika erfolgt unsere Rückreise nach Wien - in Begleitung der ersten Giraffe, die 1828 hier ankam (Nr. 12). Für den prunkvollen Empfang in der Kapitale der Habsburgermonarchie hätte das „Kaiserforum" wohl einen repräsentativen Rahmen dargestellt, doch waren die Pläne Gottfried Sempers und Carl Hasenauers aus finanziellen Gründen schließlich nicht zur Gänze realisierbar (Nr. 13). Über zahllose weitere Ziele auf der ganzen Welt ist im Haus-, Hof- und Staatsarchiv noch Anschauungsmaterial vorhanden, die wenigen ausgesuchten Stücke können daher nur beispielhaft die weltumspannende Bedeutung dieser Institution aufzeigen. Ernst Petritsch