Leopold Auer - Manfred Wehdorn (Hrsg.): Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv (2003)

Bestände - III. Haus - Hof - Staat

126 Für die Versorgung der Tafel mit Wildpret, aber auch für die Abhaltung von Jagden zum Vergnügen der kaiserlichen Familie war der Oberstjägermeister zuständig, welcher ebenfalls dem Obersthofmeisteramt unterstand. Die Jagd erfreute sich am Habsburgerhof durch alle Jahrhunderte großer Beliebtheit, man war daher auch stets an einer genauen kartographischen Erfassung der privaten und ärarischen Reviere interes­siert (Nr. 4). Das Oberstkämmereramt agierte im unmittelbaren Umfeld des Monarchen; in sei­nen Bereich fiel alles, was mit „Kammer-" oder „Leib-" zusammenhing: Aufsicht über den Kammerzahlmeister, Führung der Kämmererangelegenheiten (Nr. 9), Leibarzt, Leibwäscherin etc. Auch die kunst- und naturhistorischen Sammlungen des allerhöch­sten Kaiserhauses wurden vom Oberstkämmerer verwaltet, und je nach persönlichem Interesse des Oberstkämmerers fiel auch der Bereich der Hoftheater in seine Zuständigkeit. Das Obersthofmarschallamt war die Gerichtsinstanz des kaiserlichen Hauses, der Exterritorialen am Hof und bis 1783 des ganzen Hofgesindes. Es war Hinterlegungsort von Heiratskontrakten sowie letztwilligen Verfügungen von Hofangestellen; so finden sich heute hier zahlreiche Testamente von bedeutenden Künstlern und Wissenschaftern. Beim Oberststallmeisteramt lag die Obsorge über den MarstalI, die Sattelkammer und den Wagenpark, es war damit sowohl für die kaiserlichen Pferde (Nr. 10) als auch, gegen Ende der Monarchie, für die Automobile verantwortlich. Außerdem war ihm die Erziehung der Edelknaben anvertraut. Das Schriftgut der Hofämter, das wir unter dem Begriff „Hofarchive" als Archivbestand zusammenfassen, ist in seiner Gesamtheit eine kulturhistorisch wie sozi­alhistorisch bedeutsame Quelle zur Geschichte der Habsburgermonarchie, im speziel­len zum Umfeld der kaiserlichen Familie. Pia Mörtinger-Grohmann/Irmgard Pangerl

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