Das Österreichische Staatsarchiv (1988)

Kurt Peball: Das Österreichische Staatsarchiv

Bei diesen Arbeitsvorgängen kann und wird der gezielte Einsatz von Computern bei der Struk­turierung von Problemen und bei der Durchdrin­gung großer Bestandsgruppen mithelfen. Ent­sprechende Vorarbeiten und Pilotprojekte wurden während der letzten Jahre im Archiv der Republik mit der Entwicklung des von Oberkommissär Dr. Manfred Fink in der Programmiersprache dBASE geschriebenen Programmes PROFIDEA (Programm für Information, Dokumentation und Erschließung im Archiv der Republik) geleistet. Die künftigen Archivare werden entsprechende Kenntnisse zusätzlich zu ihrer geschichtswissen­schaftlichen Ausbildung nicht nur lernen, sondern auch einüben müssen, bis es möglich sein wird, eine auf die Bedürfnisse des Staatsarchivs zuge­schnittene EDV-Gruppe mit eigener Softwareer­stellung und entsprechenden eigenen Einschu­lungsmöglichkeiten der EDV-Mitarbeiter im Haus aufzustellen. Durch das Freimachen vom Archivgut der beiden Republiken Österreich in den anderen Teilarchi­ven wird diesen Gelegenheit geboten, Ordnungs­arbeiten zu forcieren, wozu auch beitragen wird, daß im Übersiedlungsvorgang Lagerungsproble­me bereinigt werden können, die ihre Ursachen in Kriegsfolgen des Zweiten Weltkrieges haben, sei es durch Aussiedlungen von Archiven in Notun­terkünften, durch Verlagerungen in die Provinz und den Rücktransport dieser Verlagerungen nach dem Kriegsende 1945 in oft nur unzulänglich adaptierten Depots, oder überhaupt auch dem Er­richten von Depots außerhalb der Archivräumlich­keiten einzelner Teilarchive. Den großen Nachholbedarf, den das Staatsarchiv bei der Restaurierung wertvoller Bestände in allen Teilarchiven und in der Bibliothek hat, kann erst jetzt in der neuen Restaurierwerkstätte verwirk­licht werden. Die ebenfalls erst im Neubau mögli­che Einrichtung einer zweckmäßig ausgestat­teten Reprowerkstätte mit Möglichkeiten zu Mas­sensicherheitsverfilmungen in verschiedenen Filmformaten (einschließlich Mikrofiches), Kame­ras mit verschiedenen Aufnahmemöglichkeiten und Vergrößerungseinrichtungen mit Labors, ei­nem Read-and-Print-Gerät sowie Mikrofilmlesege­räte, wird die schon bei sehr vielen Beständen so notwendige Sicherheitsverfilmung, die im kleinen Maßstab schon seit Jahren in einzelnen Teilarchi­ven begonnen hat, sicherlich intensivieren. Auch von Benützern wird diese Einrichtung, die auch Elektrokopierungen erlaubt, sicherlich gerne in Anspruch genommen werden. Eine wichtige Frage, die noch zu lösen sein wird, ist jene nach der Ausbildung der Bediensteten, die im Archivbereich tätig sind, das sind praktisch alle akademischen Beamten, aber es betrifft auch die Bediensteten der mittleren und unteren Ver­wendungsgruppen. Blieb bei den akademischen Beamten noch bis Mitte der siebziger Jahre der erfolgreiche Abschluß der Ausbildung am Institut für österreichische Geschichtsforschung der Uni­versität Wien Voraussetzung zur Übernahme in das definitive Dienstverhältnis, so ist es seit Ein­führung der Verwaltungsakademie des Bundes 1979 nicht mehr der Fall, womit gewiß eine Art Chancengleichheit gegenüber Akademikern zum Ausdruck kommen soll, die nicht das Institut, son­dern „nur“ ein Geschichtsstudium absolviert ha­ben. Österreich besitzt keine Archivschule, es ist hier auch nicht möglich zum Diplomarchivar ausgebil­det zu werden. Staatliche Einrichtungen zur Aus­bildung von Bediensteten der mittleren und unte­ren Verwendungsgruppen fehlen zur Gänze, aber es wird im Staatsarchiv selbst am Aufbau entspre­chender Schulungen und Schulungsunterlagen gearbeitet. Über diese seine eigenen Zielvorhaben hinaus strebt das Archivmanagement eine Vertiefung der Kontakte zu den Archiven in und außerhalb Öster­reichs an. Das Staatsarchiv ist seit der Gründung des Verbandes österreichischer Archivare in des­17

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