Emerich Bielik: Geschichte der K. u. K. Militär-Seelsorge und des Apostolischen Feld-Vicariates (Wien, 1901)

I. Theil. Die militär-geistliche Hierarchie und die Militär-Seelsorge vor der Errichtung des Apostolischen Feld-Vicariates - 2. Capitel. Die militär-geistliche Hierarchie

28 cles Kaisers Leopold in einem solchen Grade, dass der Kaiser nicht leicht etwas vornahm, so er nicht mit ihm conferieret1).« Er war auch schriftstellerisch thätig, unter anderem schrieb er: Collectiones mathematicae de Architec­tura militari, Wien 16912). § 5. Fra Marco d’Aviano. Hier müssen wir eines Mannes gedenken, der wenn auch Beichtvater des Kaisers Leopold I, doch kein General- Yicar und auch kein Berufs-Feldgeistlicher war, der jedoch, um das Kreuz und die christliche Gesittung gegen die unter dem Halbmonde wild heranstürmenden Barbaren hoch­zuhalten, beim Entsätze von Wien und auch während der nächsten fünf Feldzüge bis zum Falle von Belgrad als Seelsorger bei der Armee thätig war. Es war ein schlichter Kapuzinermönch aus Yenedig, Fra Marco d’Aviano, im Jahre 1683 bereits 51 Jahre alt. Dieser Käme war damals schon längst über seine Heimat hinaus als der eines heiligmädigen Mannes, nament­lich aber als eines gewaltigen und eindringlichen Predigers bekannt. Im Jahre 1680 lud ihn der Kurfürst Max Emanuel nach München ein. Yon dort aus fuhr Marco d’Aviano die Donau hinab, und als er sich in Linz befand, bat ihn der Kaiser Leopold, nach Wien zu kommen. Diese Zusammen­kunft ward der Beginn eines Yerkehres, der theils mündlich, theils schriftlich sich ohne Unterbrechung die letzten 20 Jahre hindurch bis zu Marco d’Avianos Tod erstreckte. Der Kaiser sowie die Kaiserin redeten zu dem stillen Mönche wie zu ihrem Freunde. Sie schütteten vor ihm ihre * *) ßinck, Leopold des Großen röm. Kaisers Leben S. 107. *) Joh. S t o e g e r S. J., Script. Prov. Austr. S. J. I, Wien 1856 S. 225.

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