Grundsteinfegung lycealgebäude - melléklet, Pressburg, 1855
13 1540, in den k. Freistädten und in den k. Bergstädten Ober-Ungarns, und selbst in unserer nächsten Umgebung zu Modern, Tyrnau, Oedenburg sich evang. Gemeinden sammelten, war es den hier- ortigen Protestanten örtlicher Verhältnisse wegen noch nicht vergönnt, sich förmlich von der herrschenden Kirche zu trennen. Sie pilgerten daher, um ihre religiösen Bedürfnisse zu befriedigen, nach dem benachbartem Ratzersdorf, wo der Grundherr, der k. k. Hofrath Seifried v. Colonich, in seiner Hofkapelle einen evang. Gottesdienst und einen evang. Prediger, Andreas Reiß, unterhielt. Erst als der Wiener Friede im Jahre 1606 Gesetzeskraft erhalten hatte, und den Protestanten die freie Uebung ihres Glaubens gesichert worden war, vereinigten sich die hiesigen evang. Bewohner zur endlichen Ausführung ihres sehnlichen Wunsches, eine eigene Kirche und Schule zu gründen. Auf ihr ehrfurchtsvolles Bittgesuch trat ihnen der Edle v. Colonich seinen Hofprediger ab, und durch die Vermittlung eines der berühmtesten Theologen des Auslandes, Ph. Heilbrunner, erhielt die Gemeinde nicht blos ihren zweiten Prediger, M. Adam Tettelbach, sondern auch den Rektor für ihre neubegründete Lehranstalt, David Kilger. Bis zur Erbauung ihrer Kirche und Schule wurde in verschiedenen Privathäusern der Gottesdienst abgehalten und der Unterricht der studierenden Jugend ertheilt. Unterdessen, bis zum Jahre 1634, wurden im Stillen die nö- thigen Geldmittel gesammelt, und alle Anstalten getroffen, den Bau der deutschen, sowie der ungarisch-slavischen Kirche und der Schule in Angriff zu nehmen. Welch' großes, schweres Unternehmen! Doch was ist dem frommen, festen Willen unmöglich, wenn ihn Liebe zur Religion und das Vertrauen auf Gott beseelt? Unter der kräftigen, einsichtsvollen Leitung des damaligen Inspektors, Daniel Karner, wurde die deutsche Kirche auf dem Platze des erkauften Armbrusterischen Hauses neben dem Rathhausgäßchen im Jahre 1638; — die ungarisch-slavische auf dem Platze, wo jetzt das Ursulinerklofter steht, im Jahre 1652; — und vier Jahre darauf das Schulgebäude, in welchem gegenwärtig die städtische Realschule sich befindet, unter dem Inspektor Andreas Segner, vollendet, und am Andreastage 1656