Puskás Attila (szerk.): A Szent Titok vonzásában. A hetvenéves Fila Béla köszöntése - Studia Theologica Budapestinensia 32. (2003)

Fehér M. István: Pietismus und Hermeneutik

69 Fehér M. István Pietismus und Hermeneutik i. Im Hauptwerk der gegenwärtigen philosophischen Hermeneutik, Wahrheit und Methode von Hans-Georg Gadamer, sowie in den in seinem Umkreis entstande­nen oder die Gedanken des Hauptwerks weiterführenden Schriften gibt es zahlreiche Hinweise, Berufungen bzw. Bezugnahmen auf den Pietismus. Die betreffenden Stellen zeugen von Gadamers positivem Urteil, seiner Anerkennung, ja Hochschätzung des Pietismus, und verdienen schon deshalb unsere Aufmerksamkeit, denn sie sind wohl imstande, unser heutiges Verständnis des Pietismus als religiös-geistiger Strömung und seine hervorragende Bedeutung mit neuen Zügen zu bereichern. Es gibt in einer ersten Annäherung, sozusagen auf philologischer Ebene, Beziehungen zwischen Gadamers Hermeneutik und dem Pietismus, sofern let­zterer oft Thema der Reflexionen Gadamers ist. Es gibt aber darüber hinaus Gründe anzunehmen, daß die Hermeneutik Gadamers auch anderswo, in der Tat durch und durch von pietistischem Gedankengut oder, wenn man will, von pietistischer Atmosphere oder Luft durchdrungen ist, und d.h., nicht nur dort, wo vom Pietismus ausdrücklich die Rede ist. M.a.W: Die Beziehungen der Hermeneutik Gadamers zum Pietismus erschöpfen sich nicht in ein paar ehren­vollen oder anerkennenden Hinweisen, sondern sie liegen viel tiefer: es bleibt keineswegs bei einer gelegentlichen und, sei es noch so ehrenvollen, Hochschätzung, sondern Gadamers Hermeneutik ist in ihrem Eigenen von ihm tief betroffen. Auf eine nähere Untersuchung muß hier verzichtet werden. Ich möchte bloß einige charakteristische Stellen hervorheben. In den einleitenden Passagen von Wahrheit und Methode, wo es von der „Bedeutung der humanistischen Tradition für die Geisteswissenschaften“ die Rede ist, erwähnt Gadamer mit etwas Bedauern, „daß für die Selbstbesinnung der modernen Geisteswissenschaften im 19. Jahrhundert nicht die moralische Tradition der Philosophie bestimmend war“, und daß der Begriff sensus communis, der dieser Tradition angehörte, in Deutschland zwar auf genommen, jedoch „völ­lig entpolitisiert“ worden sei. An diesem Punkt folgt eine wichtige Zwischenbemerkung. „Doch es gibt eine bezeichnende Ausnahme“, heißt es:

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