Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)

Karl Schlemmer: Die situation des Christentums im Westen zur Jahrtausendwende

solchen konfessionell einheitlichen Kultur anzutreffen, die sich vor allem auszeichnet durch eine weithin negativ geprägte Sicht des Ver­hältnisses der Kirchen zur neuzeitlichen Gesellschaft wie auch zur Welt überhaupt, doch kann kein Zweifel darüber bestehen, daß diese Option historisch verbraucht ist und keinen sinnvollen Weg der Glaubensverkündigung zu bieten vermag. Gerade in der katholi­schen Kirche sollten einige fundamentalistische Gruppierungen, wie z.B. das Opus Dei, dies berücksichtigen und sich zu Herzen nehmen. Eigentlich hatten wir ja geglaubt, daß das Zweite Vatikanische Konzil die Auseinandersetzung mit einer enggeführten, ängstlichen und ne­gativen Theologie beendet hat. Aber verschiedene Äußerungen aus Rom in der letzten Zeit ma­chen klar, daß man wieder zu einer Ausweitung zentraler Zensuren schreitet, daß man wieder die theologische Forschung eher einengt als ihr freien Lauf läßt. Das ist für die Entwicklung unserer Kirche gerade in einer solchen Umbruchsituation äußerst gefährlich. Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, daß manchmal die Meinun­gen der Konzilsminorität, die damals überstimmt worden ist, heute eher höher in Rom geachtet werden, als jene der Majorität, die das Konzil geprägt hat. Eigentlich hat das Konzil die Weichen gestellt, und in dieser Richtung müßte man weitergehen. Wenn wir nicht wei­tergehen in dieser Richtung, dann ist der Geist des Konzils auch nicht erfaßt worden. b) die liberale Option Der heutigen weitgehend noch vorherrschenden volkskirchlichen Praxis und Mentalität entspricht die liberale Option. Sie besteht im Kern darin, daß sich die christlichen Kirchen auf jene Erwartungen einlassen, die von der Gesellschaft her auf sie zukommen. Und diese erwartet von den Kirchen, daß sie ihre religiösen Funktionen der Kompensation und der Bewältigung der Begrenztheit bestmöglich wahrnehmen. Dabei liegt die eigentliche Problematik dieser Option noch keineswegs darin, daß die Kirchen diese ihnen von der heuti­gen Gesellschaft zugeschriebenen religiösen Aufgaben erfüllen. Ohne Zweifel handelt es sich hier um Aufgaben, die elementar zur Sen­dung der christlichen Kirchen gehören. Fatal wird es freilich dort, wo sich die Kirchen auf diese spezialisierten religiösen Funktionen be­schränken lassen würden. Denn dann würde nicht nur die Gefahr 68

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