Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)

Martha Zechmeister: Apokalyptik: die unzeitgemässe Botschaft von der befristeten Zeit. Annäherungen über jüdisch inspirierte Philophen unseres Jahrhunderts

und von Zeit als Frist. Das ist das Erbe der Apokalyptik. Ob man das weiß oder nicht, ist völlig egal, ob man das für Träumerei hält oder als gefährlich ansieht, ist uninteressant angesichts des Durchbruchs im Denken und in der Erfahrung, daß Zeit Frist heißt. Das hat Fol­gen für die Ökonomie, eigentlich für alles Leben. Es gibt keine ewige Wiederkehr, die Zeit ermöglicht keine Lässigkeit, sondern ist Be­drängnis."6 Für Taubes ist es wiederum Nietzsche, der als einziger die apoka­lyptische Botschaft von der Zeit als Frist als Wurzel abendländischen Denkens profund erfaßt hat. Gerade deshalb möchte er mit seinem „abgründlichsten Gedanken" von der Wiederkehr des Gleichen die Umkehr herbeizwingen. Am Ursprung Europas und abendländischen Denkens erschloß sich die Welt als Geschichte, da der Lebenskreis der ewigen Wiederkehr durch Israel durchbrochen wurde. Nun da die christlich-apokalyptische Substanz aufgezehrt ist und die Ge­schichte Europas an ihr Ende gekommen zu sein scheint, plädiert Nietzsche emphatisch für die Rückkehr zu den Vorsokratikern. Für Taubes jedoch steuern die Prozesse der Moderne irreversibel auf einen Punkt zu, an dem der Weg längst verstellt ist, sich aus der historisch verfahrenen Situation in ein Reich geschichtlicher Un­schuld jenseits der entzauberten Moderne - besser gesagt: hinter die Moderne zurück - zu retten. Denn der Schuldzusammenhang, in den sich die Moderne verstrickt hat, wäre nur um den Preis des Verges- sens ihrer Opfer zu ignorieren. „Es ist noch nicht bewiesen worden, das haben Hans Blumenberg oder Odo Marquard ... nicht vermocht, daß die antike Weise, Geschichte zu sehen und zu erfahren, eine un­schuldige Weise wäre. Wäre sie auch die unschuldige Art - die Un­schuld war ein Grundwort Nietzsches -, so irren sie dennoch, denn wir sind eben alle Schuldner. Und als Schuldner stehen wir in Fristen der Rückzahlung, der Gerichtsverhandlung."7 Im Anschluß an Jacob Taubes - und Johann Baptist Metz - möch­te ich, diesen Punkt abschließend, folgende These wagen: Wenn es unsere christliche Hoffnung zu artikulieren gilt, kann es nicht darum gehen die biblische Botschaft in eine jeweils geltende Vorstellung von der Zeit hinein zu transferieren. Vielmehr bringt biblische Botschaft 6 J. TAUBES, in: F. Rotzer (Hg.), Denken das an der Zeit ist, Frankfurt/M. 1987, 316f. 7 J. TAUBES, ebd., 318. 37

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