Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)
Martha Zechmeister: Apokalyptik: die unzeitgemässe Botschaft von der befristeten Zeit. Annäherungen über jüdisch inspirierte Philophen unseres Jahrhunderts
Martha ZECHMEISTER APOKALYPTIK: DIE UNZEITGEMÄSSE BOTSCHAFT VON DER BEFRISTETEN ZEIT. ANNÄHERUNGEN ÜBER JÜDISCH INSPIRIERTE PHILOSOPHEN UNSERES JAHRHUNDERTS Grundthese folgender Überlegungen ist: Das apokalyptische Erbe ist für die christliche Gottesrede - gerade in unserer spät- und nachmodernen Situation - unverzichtbar. Soll sie nicht zur Gnosis verkommen, muß der apokalyptische Tonfall zumindest als kritisches Korrektiv in der Theologie präsent bleiben. Um dies in einigen Punkten anzudeuten, habe ich den Umweg über Motive jüdisch inspirierter Philosophen unseres Jahrhunderts gewählt. Sie sind es, die m. E. mit besonderer apokalyptischer Sensibilität ausgezeichnet sind - und über deren Denken sich uns eine Chance zur vitalen Begegnung mit unseren jüdischen Wurzeln bietet. J. B. Metz hat 1976 vor seine „Unzeitgemäßen Thesen zur Apoka- lyptik" eine Vorbemerkung gestellt: „Korrektive übertreiben, um das als Gefahr oder auch als Not gefühlte bzw. Gesehene zu verdeutlichen. Das sollte bei der Beurteilung dieser 'Thesen' nicht vergessen werden."1 Dieses Wort vom „übertreibenden Korrektiv" bitte ich, auch als hermeneutischen Schlüssel zu folgenden Überlegungen zu verstehen: 1. Apokalyptik: Einsicht in das katastrophische Wiesen von Geschichte Die IX. These „Über den Begriff der Geschichte" von Walter Benjamin ist m. E. eines der dichtesten Zeugnisse apokalyptischer Geschichtserfahrung im Denken unseres Jahrhunderts: „Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, 1 1 J. B. METZ, Glaube in Geschichte und Gesellschaft, Mainz 1977, 149. 33