Willi Klinkhammer: Krankenhausseelsorge im staatlichen und kirchlichen Recht - Studia Theologica Budapestinensia 21. (2000)

3. Die Praxis der Kirche - 3c) Seelsorge durch Gespräch

gilt dem Klienten als einem personalen Individuum, die unabhängig von seinem an den Tag gelegten Verhalten256 gegenüber gegeben sein muß. Ähnlich wie die emotionale Wärme ermöglicht sie die notwen­dige Offenheit im Gespräch, die wiederum für eine erfolgreiche Be­gegnung gegeben sein muß. Die dritte Bedingung von Echtheit und Selbstkongruenz ist als eine notwendige Ergänzung zum Verhalten der positiven Wertschät­zung zu verstehen, Dabei ist hier der Schwerpunkt, auf den die Haltung der Echtheit zielt, verlagert. Während Metriopathie und po­sitive Wertschätzung die Verhaltensnotwendigkeiten des Therapeuten zum Klienten zum Ausdruck bringen, so betrifft die Einstellung der Echtheit zunächst den Therapeuten selbst.257 Echtheit und Selbstkon­gruenz stehen für eine „mit sich selbst versöhnte, offene, freie Per­sönlichkeit".258 Erst sie kann grundlegendes beim Gesprächspartner bewirken. Der Therapeut, der „ganz er selbst ist",259 veranlaßt den Ratsuchenden seinerseits „selbst mehr echt, kongruent und transpa­rent zu sein".260 Zusammengenommen sind diese beschriebenen Hal­tungen dazu geeignet, ein Gespräch zu initiieren; sie sind die Voraus­setzung dafür, daß die Beziehung zwischen Therapeut und Klient in einer „dialogischen Offenheit"261 stattfindet, „die es dem Klienten er­möglicht, seine Probleme zu bearbeiten".262 Der Anriß dieser Erkenntnisse Rogers sollte aber nun nicht dazu führen anzunehmen, daß „mit der Kenntnis der o.a. Gesprächsvari­ablen und der für ein erfolgreiches Gespräch notwendigen Phasen263 264 schlechthin ein System oder eine Methode geschaffen sei, die einen Therapieerfolg sichere. Ganz im Gegenteil ist die nicht-direktive bzw. die klientbezogene Beratung „eine sehr schwer zu praktizieren­de Methode (...), denn sie fordert eine bestimmte innere Haltung vom Therapeuten (...), die Ausdruck einer bestimmten Lebenseinstel­lung ist".2” Dahinter bleibt das, was man auch als eine „Technik" 256 Vgl. ebd. 257 Vgl. bes. Schweriner, S. 65-77. 258 Pompey, Seelsorgegespräch, S. 204. 259 Schweriner, S. 66. 260 Ebd.; vgl. auch Schweriner, S. 73. 261 Wörterbuch, Artikel: „Gesprächspsychotherapie”, Sp. 401. 262 Ebd., Sp. 402. 263 Vgl. hierzu näher: Pompey, Seelsorgegespräch, S. 205ff und Rogers, Beratung, bes. Kapitel 6 und 7. 264 Ebd.. 59

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