Gudrun Bohle: Die Frage der Läuterung im Alten Testament - Studia Theologica Budapestinensia 20. (1998)

II. - II.1. Jesaja 6,1-11

Jahwe selber als noch majestätischer und in seiner Größe unbeschreiblicher.114 Für unseren Zusammenhang ist wichtig, daß es sich hier nicht einfach um eine Erklärung über Jahwes Wesen handelt, sondern daß Jahwe in seiner Majestät von einem Menschen geschaut werden kann; und zwar nicht nur so, wie er im Himmel ist, sondern sein himmlisches Wesen wird hereingeholt in den Raum des Tempels. Freilich war der Tempel bzw. die Lade immer Ort der Gegenwart Jahwes.115 Ja, diese Gegenwart wurde sogar ausgeweitet bis auf den gesamten Tempelberg und die Stadt Jerusalem.116 Hier in dieser Vision geht es also nicht um die bloße Gegenwart117. Diese Gewalt der Gegenwart Jahwes hat ihre Auswirkungen selbst am Tempelgebäude. So ist es verständlich, daß sie auch für den Menschen spürbar ist. Die Untersuchung hat gezeigt, daß Jesaja innerhalb dieser kurzen Stelle auffallend viele neue, und zum Teil für den Jahwe-Glauben nicht unumstrittene, Gottesbezeichnungen verwendet. Sie alle aber dienen dem Propheten dazu, die Erhabenheit und Macht dieses Gottes herauszustreichen: Jahwe ist ein König, der thront und der eine Dienerschaft hat. Jahwe ist der Jahwe Zebaoth, dessen wirkmächtige Hilfe schon einen Ruf hat 114 Insbesondere O.Keel und B.Janowski haben klar herausgestellt, daß es in Jes 6,1- 4 um Jahwes Majestät geht. vgl. jeweils die Auslegungen zu Jes 6 in : 0. Keel: Jahwe-Visionen und Siegelkunst. Eine neue Deutung der Majestätsschilderungen in Jes 6, Ez 1 und 10 und Sach 4, 1977, S.52ff. ; S. 69: “Schon das Äußerste, der Rand der Erscheinung Jahwes, füllt den Tempel bzw. seinen größten Raum, oder umgekehrt: die ganze Herrlichkeit des Tempels läßt nur einen .Schimmer seiner Herrlichkeit sichtbar werden. ” und (in Anschluß an O.Keel): B.Janowski, Sühne als Heilsgeschehen, 1982, S. i23fr. 115 J.Jeremias, Lade und Zion. Zur Entstehung der Ziontradition, 1971, S.188: “Die Lade verbürgt wie kein anderer Kultgegenstand die Gegenwart Jahwes. ” 116 vgl. z.B. O.H.Steck, Friedensvorstellungen im alten Jerusalem, 1972, S.14. 117 O.Keel, Jahwe-Visionen und Siegelkunst, 1977, S.54: “Der Prophet erfährt die sonst verborgene Anwesenheit Jahwes im Jerusalemer Heiligtum als eine Präsenz von derselben intensiven Gewalt, die der unverhüllten himmlischen Heiligkeit Jahwes eignet. " 58

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