Czopf Tamás: Die spezifisch christliche Gotteserfahrung - Studia Theologica Budapestinensia 8. (1994)

II. Zur Fragestellung

die Wissen und Erfahrung nicht zu vereinen weiß, werde im stren­geren Sinn wahrheitsunfähig sein, schreibt Kurt Kretin8, und meint, daß zwei Weisen der Theologie darunter leiden: eine abstrakte, spe­kulative Theologie, die oft der Vorwurf treffe, daß trotz einer „Logik der Nichtwidersprüchlichkeit" sich für den glaubenden Menschen nichts erschließe, daß nichts ihn bewege, daß nichts ihn verändere, daß nichts ihn tröste, daß nichts ihm Wirklichkeit jenseits der sicht­baren und alltäglichen Dinge sei. Die andere Art solcher Theologie sei diejenige, die das eigentlich Transzendente aus ihrer Thematik eliminiert habe in ihr sei das theologische Interesse zu einem kausa­len Interesse geschrumpft, der Mensch sei bloß „Beobachter des Re­ligiösen und Theologischen", die Wirklichkeit Gottes werde für die Legitimierung eines solchen Wissenschaftsverständnisses nicht not­wendig sein. Krenn meint sogar, daß eine Perspektive der Krise der heutigen Theologie darin bestehe, daß die theologischen Inhalte entweder keine Erfahrung in sich enthalten oder den Weg zur Er­fahrung versperren würden. In diesem Zusammenhang geht die Betonung der Notwendigkeit der Erfahrung bei manchen Theologen so weit, daß die Theologie als Erfahrungswissenschaft bezeichnet wird und von den Lehraus­sagen eine Verifizierbarkeit verlangt wird.9 Die wichtigste Frage, die in vielen Aufsätzen und Artikeln zu diesem Thema gar nicht oder ungenügend behandelt wird — ist natürlich, wie diese Erfahrung aussehen und gemacht werden soll. 8 K. Krenn, Spekulative Präambeln, 83-86. 9 „Ist die theologische Aussage an Erfahrung gebunden, so ist sie immer an konkrete Wahrnehmungen gekoppelt und kann als Erfahrungswissen­schaft wie zu einer spekulativ-abstrakten Allgemeingültigkeit ihrer Aus­sagen gelangen. Die allgemeinen Lehrsätze erhalten dann nur insofern Bedeutung, als sie konkret verifizierbar sind. Sind sie durch keine Erfah­rung abzudecken, besitzen sie auch keinen Wert und können keine Gel­tung für den konkreten Menschen bzw. die konkrete Gemeinschaft ha­ben." G. Hasenhüttl, Erfahrung als Ort, 630. 14

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