Anton Millner: "Die Gefangenenseelsorge" - Studia Theologica Budapestinensia 1. (1990)
IV. Kapitel. Der Adressat der Arbeit des Seelsorgers im Gefängnis - die Persönlichkeit des straffällig gewordenen Menschen
Beiden Problemkreisen gemeinsam ist fast immer der Versuch einer negativen Konfliktlösung.1 Die Mehrzahl der registrierten Straftaten wird unter Alkoholeinfluss verübt. Bei Straftaten unter unmittelbarem Alkoholeinfluss handelt es sich meistens um provozierte Erregungs - und Enthemmungsdelikte wie Körperverletzung, Widerstand, Beleidigung, gefährliche Drohung und Sittlichkeitsdelikte. Wenn ein pathologischer Rausch vorliegt, überwiegen die sogennanten grundlosen Gewalttätigkeitsdelikte.1 2 Wesens - und Charakterveränderung als Folge chronischen Alkoholmissbrauchs führen meist zu Delikten, die mit den psychischen und sozialen Folgen des Alkoholismus Zusammenhängen: Unterschlagungen, Diebstähle, Einbrüche, Zechprellerei, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Sexualdelikte.3 Auch durch Drogenmissbrauch tritt das rationale, abstrakte Denken immer mehr in den Hintergrund, während gefühlsmässige, psychische Vorgänge überwiegen.4 Auch chronischer Haschischmissbrauch, der angeblich nicht süchtig machen soll, führt in der Folge zu Interessensverlust, Versinken in Gleichgültigkeit gegenüber allen Pflichten, sowie zu Willensschwäche mit starken Verwahrlosungserscheinungen und sozialem Abstieg.5 Wer auf harte Drogen umsteigt, wird - bedingt durch die hohen Drogenpreise - relativ bald ein Krimineller. Nach Eugen WIESNET ist der Drogenabhängige bald nervlich völlig heruntergekommen und 1. OSTERMEYER, Helmut: Die bestrafte Gesellschaft, München 1975, S. 167. 2. FEUERLEIN, Wilhelm: Alkoholismus - Missbrauch und Abhängigkeit, 2. Aufl. Stuttgart 1979, S. 127.Vgl. auch: WIESER, S.: Die Persölichkeit des Alkoholtäters. Vgl. auch: WIESER, S.: Die Persönlichkeit des Alkoholtäters. Kriminalbiologische Gegenwartsfragen, in: FEUERLEIN, Wilhelm: Alkoholismus-Missbrauch und Abhängigkeit, 2. Aufl. Stuttgart 1979, S. 128. 3. Ebd., S. 128 4. SCHMIDBAUER, Wolfgang - Jürgen v. SCHEIDT: Handbuch der Rauschdrogen, 4. Aufl. Frankfurt 1979, S. 172. 5. Ebd., S. 184. 34