Anton Millner: "Die Gefangenenseelsorge" - Studia Theologica Budapestinensia 1. (1990)
III. Kapitel. Die theologische Grundlegung und die kirchliche Praxis der Gefangenenseelsorge
Christliche Kaiser riefen die Bischöfe zur Mitarbeit bei der Betreuung der Gefangenen auf.1 So erliess Kaiser Justinian 529 ein Gesetz mit der Auflage, die Bischöfe sollten die Gefangenen jeden Mittwoch und Freitag besuchen und sich dabei nach der Ursache der Einkerherung erkundigen. Weiters sollten die Bischöfe die städtischen Behörden an ihre Pflicht erinnern, die Gefangenen human zu behandeln und darin Säumige dem Kaiser anzuzeigen.1 2 Hervorragende Helfer der Gefangenen waren Johannes von Matha und Felix von Valois, die 1198 den Orden der Trini tarier (OSST) zur Befreiung der Gefangenen gründeten.3 Petrus Nolascus und Raimund von Penafort gründeten 1218 den Ritterorden der Mercedarier (OdeM), der sich durch den Loskauf christlicher Sklaven, die von muslimischen Piraten in die Sklaverei verschleppt wurden, wié auch durch die seelsorgliche Betreuung der Galeerensträflinge, grosse Verdienste erwarb, wobei jedoch zu bedenken ist, das Menschen aus vielerlei - und nicht aus kriminellen - Gründen in Gefangenschaft waren.4 Ab dem 13. Jahrhundert bemühen sich in Italien religiöse Bruderschaften um die Linderung der leiblichen und seelischen Nöte der Gefangenen und ihrer Angehörigen:5- Die Confraternité della Misericordia (gegründet in Florenz),- die Compagnia di Santa Maria della Croce al Tempio (gegründet 1343 in Florenz),- der Fratelli della penitenza (gegründet in Parma),- die Compagnia delle cinque piaghe di Nostro Signore (gegründet 1609 in Parma). 1. Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 4, Freiburg 1932, S. 327. 2. Vgl. Kirchenlexikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften, 2. Aufl. Freiburg 1888, S170. 3. Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 10, Freiburg 19655, S. 359. 4. Ebd. Bd. 7, Freiburg 1962, S. 304. f. 5. Ebd. Bd. 4, Freiburg 1932, S. 327. 25