Folia Theologica 21. (2010)

Fonk Peter: Sich dem unbegreifbaren Gott aussetzen. Sören Kierkegaards Kritika an der Hegelschen Trinitätsspekulation

178 Peter FŐNK selbst gerate darüber in Vergessenheit, bestehen bleibe einzig ein meta- physiziertes Evangelium in Form einer philosophischen Heilslehre, „was also bedeutet, daß man das Christentum abgeschafft hat."20 Was aber trat an seine Stelle? Es ist bemerkenswert, dass Kierkegaard, im Übrigen fast naiver Monarchist, sehr kritisch ein Folgeverhältnis sich­tet zwischen dem Vergessen Gottes und dem Aufkommen totalitärer Staatstheorien. Stein des Anstoßes ist ihm jener Satz der Hegelschen Rechtsphilosophie, der gerade in der linken Hegelschule häufig zur Zielscheibe der Kritik wurde: „Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig."2' Man mag darüber streiten, ob ein ungeschützter Rechtspositivismus tatsächlich so von Hegel intendiert war. Die rechte Hegelschule, ins­besondere die von ihr inspirierten Staatstheorien, haben ihn jedenfalls so verstanden. Bemerkenswert bleibt Kierkegaards Überlegung, dass der absolute Staat sich nur dort etablieren kann, wo er die Stelle Gottes besetzt hat. Sein Totalitätsanspruch gründet auf der Vergöttlichung des Bestehenden.22 Wenn aber der Staat zum Surrogat Gottes avanciert, wer schützt dann den Menschen vor den Übergriffen staatlicher Willkür, wer garantiert den Schutz des Einzelnen, des Individuums, wer schützt die Freiheit des Gewissens? Diese Fragen schneidet Kierkegaard allesamt an.23 Allerdings wird enttäuscht sein, wer von ihm ein politisches Lösungsmodell erwartet. Im Rahmen seiner christlich inspirierten He­gelkritik betont er lediglich mit allem Nachdruck seine Auffassung, dass einzig die Anerkennung der Geheimnishaftigkeit in der Mensch­werdung Gottes, letztendlich die Anerkennung des transzendenten Gottes die Unverletzbarkeit der Menschenrechte sichere, mithin die thesis, and ist method the mediation of opposites. Now. Christianity has no interest in the mediation of opposites. On the contrary, the distinguishing feature of Christianity is that it asserts the infinite difference between God and man whilst maintaining that Jesus ist both God an man." Thomas, J. H., Philosophy of religion in Kierkegaard's writings, Lewiston, N. Y. - Queenston, Ontario 1994.11. 20 E 150. 21 Hegel, G. F. W., Grundlinien der Philosophie des Rechts, in Hegel, G. F. W., Theorie Werkausgabe, VII. 24; bei Kierkegaard sinngemäß wiedergegeben E 116. 22 Vgl. E 114 u. 116. 23 Vgl. E 114-119.

Next

/
Oldalképek
Tartalom