Folia Theologica 21. (2010)

Török Csaba: Inkulturation. Möglichkeiten und Grenzen eines Paradigmas I.

INKULTURATION MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN ... 139 Die Antwort finden wir in der Person von Abraham, der zum Urva­ter der Gläubigen wird. Er ist derjenige, der die Heilsverheißung Got­tes nochmals, diesmal nicht mehr im Namen der Menschheit, sondern im Namen des - in seinem Leben nur in der Hoffnung existierenden - erwählten Volkes erhält. Damit wird die Heilsgeschichte inkulturiert, wie das von A. Feldtkeller formuliert wird.51 Gott, der Ursprung der Vielfalt in der Welt, hat selbst den Weg gezeigt, wie die Gläubigen mit dieser Vielfalt umgehen müssen. Er offenbart sich im Partikularen - aber für das Ganze. Im Handeln Gottes wird das kulturell Partikulare mit dem Universalen in ein ganz enges und einzigartiges Verhältnis gestellt.52 Daneben wird noch ein weiterer Aspekt im Zweiten Vatikanum her­vorgehoben: der Vollzug der Schöpfung Gottes unter der Mitwirkung des Menschen.53 So wird eine positive Bewertung der Welt und der Kultur bestätigt, die bedeutsame Konsequenzen mit sich bringt. Die beiden wichtigsten davon sind: Einerseits verpflichten die Kirche und der Gläubige als Individuum sich der Welt und der Kultur, anderseits wird der kulturelle Dialog möglich, indem das Konzil die hierarchi­51 Feldtkeller, A., Inkulturation. II. Biblisch-theologisch, 505. 52 Diese Dimension der Offenbarung wurde öfters in der theologischen Lite­ratur hervorgehoben, man kann auch an das Werk von H. U. von Balthasar denken: von Balthasar, H.U., Das Ganze im Fragment. Aspekte der Ge­schichtstheologie, Einsiedeln 1963. 53 „Die Christen müssen auf der Pilgerschaft zur himmlischen Vaterstadt suchen und sinnen, was oben ist; dadurch wird jedoch die Bedeutung ihrer Aufgabe, zusammen mit allen Menschen am Aufbau einer menschlicheren Welt mitzuarbeiten, nicht vermindert, sondern gemehrt. In der Tat bietet ihnen das Mysterium des christlichen Glaubens wirksame Antriebe und Hilfen, jene Aufgabe mit größerer Hingabe zu erfüllen und vor allem den vollen Sinn solchen Tuns zu entdecken, so dass die menschliche Kulturbe­mühung innerhalb der ganzen und einen Berufung des Menschen einen hervorragenden Platz erhält. Wenn nämlich der Mensch mit seiner Hand­arbeit oder mit Hilfe der Technik die Erde bebaut, damit sie Frucht bringe und eine würdige Wohnstätte für die gesamte menschliche Familie werde, und bewusst seinen Anteil nimmt an der Gestaltung des Lebens der gesell­schaftlichen Gruppen, dann führt er den schon am Anfang der Zeiten kundgemachten Auftrag Gottes aus, sich die Erde untertan zu machen und die Schöpfung zu vollenden, und entfaltet er sich selbst; zugleich befolgt er das große Gebot Christi, sich in den Dienst seiner Brüder zu stellen." - II. Vatikanisches Konzil, Gaudium et spes (Pastorale Konstitution über die Kir­che in der Welt von heute) [7. XII. 1965]: AAS 58 (1966) 1025-1115; nr. 57.

Next

/
Oldalképek
Tartalom