Folia Theologica 19. (2008)
Kocsis Imre: Petrus und sein Dienst in den schriften des Neuen Testaments
FOLIA THEOLOGICA 19 (2008) 97 KOCSIS, Imre PETRUS UND SEIN DIENST IN DEN SCHRIFTEN DES NEUEN TESTAMENTS* 1. DIE PERSON DES PETRUS IN DEN NEUTESTAMENTLICHEN ÜBERLIEFERUNGEN a) Die synoptischen Evangelien Im Markusevangelium wird Petrus häufig erwähnt.* 1 Im Verlauf der Erzählung über den Beginn der öffentlichen Tätigkeit Jesu, nach der kurzen Programmrede (Mk 1,14-15), berichtet Markus über die Berufung der Jünger (1,16-20). In der Reihe der Jünger steht Simon an erster Stelle vor Andreas, Jakobus und Johannes. Er ist der allererste, der vorbehaltlos dem Aufruf zur Nachfolge Jesu folgt, und der von Jesus die Verheißung bekommt, Menschenfischer zu werden. * Dieser Aufsatz wurde an der Konferenz „Heidegger und die Religion" vorgetragen (4. Treffen der Heidegger-Forschungsgruppe, Meßkirch, 4-7. Juni 2008). 1 Diesbezüglich muss unbedingt erwähnt werden, dass nach der christlichen Überlieferung der Autor des Markusevangeliums ein Mitarbeiter von Petrus war und demzufolge die Verkündigung des Hauptapostels niederschrieb. Das älteste Zeugnis über den Verfasser stammt von Papias, Bischof von Hierapolis (ca. 130). Dieses Zeugnis wird von einem Teil der Bibelforscher mit Vorbehalten behandelt, von anderen aber - wenigstens teilweise - für authentisch gehalten. Auch wenn man die Beziehung zwischen Markus und Petrus annimmt, ist es richtiger, wenn wir im Hintergrund des Evangeliums nicht ausschließlich Petrus, sondern die urchristliche Verkündigung im allgemeinen sehen. In der Schrift von Markus können nicht nur Zeichen persönlicher Erinnerungen entdeckt werden, sondern man kann eine Reihe von schematischen Erzählungen finden, die die in der Urkirche gebildeten Formen spiegeln (z. B. Erzählungen über die Berufung der Jünger: 1,16-20; Wundererzählungen: 1,41-45; 10,46-52). Detailliertere Erörterungen der Frage finden sich in den Einführungen zum Neuen Testament.