Folia Theologica 19. (2008)

Csernai Balázs: "Diener des höchsten Gottes sein" (Apg 16,17) - indirekte Verkündigung in Apg 16,16-40

28 CSERNAI, Balázs von ihnen verkündeten „höchsten Gottes" bewusst, will aber die Ver­breitung der christlichen Botschaft verhindern, da diese allen heidni­schen Religionen - und so auch der Wahrsagerei - ein Ende setzt.14 Die Wiederholung dieser „Vorstellungsszene" ruft bei Paulus größ­te Verärgerung hervor,15 und er entscheidet sich für den Exorzismus im Namen Jesu Christi (V 18). Warum er gewartet hat, wird im Text of­fen gelassen.16 Wichtiger ist der Erfolg des Exorzismus, wodurch die Überlegenheit Christi über jede heidnische Religion offenbar wird, und der damit verbundene Verlust der Herren: Ohne Python wird die Skla­vin „unnütz", da sie keinen Gewinn für ihre Herren erzielen (V 19a), bzw. ihren bisherigen Dienst an ihren Kunden von nun an nicht mehr ausüben kann. Damit wird der Dienst „des höchsten Gottes" als An­griff auf die Wahrsagerei wahrgenommen. Die Einwohner in Philippi, welche die Verkündigung der Missiona­re nicht gehört haben, sehen ihrerseits nur die negative Seite der Be­freiung, d. h. den Angriff auf das eigene religiöse Leben. Die Herren der Sklavin bleiben mit der Erfahrung einer finanziellen Einbusse zu­rück, die sie auf die Missionare zurückführen. Wie die Sklavin ihrer­seits diese Befreiung erlebt, ob sie sich später der christlichen Gemein­de angeschlossen hat, wird im Text nicht geklärt.17 Auch wenn sie als Vertreterin der heidnischen Religion eingeführt wurde, bedeutet ihre 14 Vgl. den Exorzismus (V 18) und weiter Apg 19,19.25-27. Hier stellt Demet­rius fest, dass die Verkündigung in Ephesus für den Kult der Artemis „ge­fährlich" ist. 15 Richter Reimer, Frauen, 188 meint, Paulus sei verärgert, weil er die mantis- che Begabung der Sklavin nicht leugnen konnte und dadurch eine Konkur­renzsituation zwischen ihr und Paulus entstanden sei. Die Konkurrenz be­steht aber nicht zwischen Paulus und der Sklavin, sondern zwischen dem einen wahren Gott und den heidnischen Götzen. Insofern ist Richter Rei­mer zuzustimmen, als sie den Exorzismus als „Götterkampf" versteht (ebd. 187). 16 Klauck, Magie, 83 meint, Paulus habe wegen den möglichen negativen Fol­gen gewartet, und da die Magd nicht aufhörte und ihren Ruf nicht präzi­sierte, habe er sie von der Besessenheit befreit. 17 Richter Reimer, Frauen, 197-201 stellt die Hypothese auf, die Sklavin wurde von der christlichen Gemeinde befreit und sei zum Glauben an Christus ge­kommen.

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