Folia Theologica 19. (2008)

Kuminetz, Géza: Die Teilnahme des katholischen Menschen am öffentlichen Leben im Lichte der gesellschaftsphilosophie von Sándor Horváth O. P.

DIE TEILNAHME DES KATHOLISCHEN MENSCHEN 149 des Vaterlandsliebe reinigt sich, und noch mehr Achtung wird den Werten anderer Völker gegeben. Der hierzu führende Weg ist aber die Besitznahme der nationalen Identität. Unter den Geboten des Gottes­reiches gibt es kein einziges, das der Liebe des Vaterlandes gegenüber­stünde. Die christliche Ubernationalität verletzt kein einziges morali­sches Gebot, deshalb verletzt sie das sonst gerechte Selbstgefühl von keiner Nation. Im Gegenteil, sie dringt die wahre Solidarität zwischen den Nationen. Die einzelnen Nationen leben nicht isoliert voneinander, sonder in reger Beziehung. Die unterschiedlichen Kulturen wirken aufeinander. Man muss die spezifischen Werte, Tugenden und die Arbeit ehren. Das christliche Vaterlandsliebe verlangt, dass sich alle Nationen und Rassen der übernatürlichen, vereinigten Gemeinschaft anschliessen, die die katholische Kirche verkündigt. Diese Einschaltung darf natür­lich ausschliesslich frei vorgehen, das heisst jedes Zwangsmittel ist ausgeschlossen (physischen oder moralischen Zwang, oder andere Nachteile in Aussicht zu stellen usw.). Ein anderer Gesichtspunkt ist es, dass wir durch die richtig aufge­fasste Vaterlandsliebe, also mit Hilfe der Besitznahme und des Schut­zes unserer eigenen Werte die empatische Fähigkeit erwerben können, die auch die eigenartigen Werte von anderen Nationen sieht und schützt. Andere Nationen können wir auf richtige Weise nur im Besitz des oben erwähnten Übernationalitätbewusstseins lieben. Wenn das fehlt, verschlechtert sich die Beziehung zwischen den einzelnen Natio­nen, können andere Völker hasserregend werden, was letzten Endes die Anwendung des brutalsten Mittels der Konfliktlösung, nämlich die der Gewehren mit sich bringt. Die katholische Kirche erzieht ihre Mitglieder letztendlich zur Va­terlandsliebe und Übernationalität, und sie macht für sie das Einhalten der nationalen Gesetze zur Pflicht ihres Gewissens, angenommen, dass sie dem Gottesrecht nicht gegenüberstehen, sie macht ihnen ferner die Förderung des Gemeinwohls zwischen und über den Nationen aufgrund der allgemeinen Menschenliebe und Gerechtigkeit zur Pflicht. Ein katholischer Mensch kann nur nach den oben erwähnten Kriterien ein guter Staatsbürger, Patriot und sogar ein guter Christ­gläubiger sein.

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