Folia Theologica 19. (2008)
Kránitz Mihály: Glauben Christen und Moslime an denselben Gott?
134 KRÁNITZ, Mihály Die Themen der ersten Suren analysierend fällt einem gleich das Fehlen des Monotheismus auf, das davon zeugt, dass der Islam vom Boden der Stammesgesellschaft nocht nicht vollkommen abgerissen war, obwohl - im Vergleich zu den Stammesreligionen - grundsätzliche Veränderungen schon an den Anfängen vorgegangen sind. In den Suren sind sogar vorislamische Zauberformeln zu finden. Die Sure 113 lautet: „Sage: ich bitte um Zuflucht den Herrn der Morgendämmerung - den Bösen, den er geschaffen hat - und den Bösen der Nacht [oder des Mondes], wenn er erscheint [oder verschwindet] - und den Bösen der in Knoten blasenden Zauberer - und den Bösen des Hassenden, wenn er hasst." In der Sure 108 wird Mohammed von einem seiner reichen Gegner wegen seiner Kindlosigkeit verhöhnt, der so über seinen Herrn spricht: „In der Tat, wir haben dir die Kausar [ein Fluss im Paradies] gegeben, und bete zu deinem Herrn, und gebe Opfer - der dich beleidigt, ist in der Tat [von den Nachkommen] abgeschnitten." In den frühen Suren ist der Name Allah noch nicht zu lesen. Die Beispiele weisen darauf hin, dass der Islam noch eine grosse Entwicklung brauchte, und das Monotheismus erst später entstanden ist. Mohammed betont vor allem seine prophetische Berufung, seine göttliche Sendung, und er protestiert gegen die Rolle des Dichters, des Wahrsagers. An einer Stelle sagt er: „In der Tat, das ist [der Koran] das Wort eines edlen Propheten, und nicht eines Dichters; (Koran 96/1, 74/1-7.) ihr glaubt wenig, und nicht das Wort eines Wahrsagers; ihr erinnert euch an wenig." (dieselbe Stelle 69/40-42.) Mohammed entnahm seine neuen Aussagen dem Wortschatz der in Mekka eingedrungenen christlichen und jüdischen Religionen, deshalb erwähnt er die Auferstehung und das jüngste Gericht oft als Mittel der Überzeugung, (dieselbe Stelle 86/8-19; 80/33-42.) Die Entstehung des Monoteismus begann nach dem konsequenten Wegwerfen des Stammeskultes und des Politeismus, cca. um 615. In der Periode von Mohammed in Mekka wird die Einheit von Gott sehr oft betont, man versucht sie mit genauen Formeln zu erörtern und die Einzigkeit Gottes umzuschreiben. Am Anfang der Entstehung des islamischen Monotheismus sucht Mohammed noch den entsprechenden Gottesnamen, denn er will so eine Benennung haben, die den Stammeskult nicht in Erinnerung ruft. Lange Zeit dachte er an den Namen